This is a try for a type identification in improv theater on stage. It is difficult to seperate them (and sometime to name them). Often they fit in more than one category. I tried to avoid the terms shortform and longform as it is used differently. The order numbers has no intention at all.
1.1. Team competitions, e.g. Theater Sports, Cage-Fight
1.2. Individual competitions, e.g. Maestro
1.3. All vs. host
2.1. Story-centered, e.g. Hero's journey
2.2. Structure-centered, e.g. Harold, La Ronde, shortform games
2.3. Character-centered, e.g. Armando, Faces of me
2.4. Style-centered, e.g. genres
2.5. Limitation-centered, e.g. in the dark, without words
2.6. Location-centered, e.g. improvised city tours, Dogville
2.7. Thematic-centered, e.g. News, Bring a thing
Am 24. August 2016 gab es vor dem Theaterhaus Mitte eine Gesprächsrunde mit Keith Johnstone, einer der prägenden Personen des modernen Improtheaters. Es war sehr viel Publikum vor Ort, auf Nachfrage fast alle mit Schauspiel- oder Improhintergrund. Es war Open Air eine kleine Bühne aufgebaut und der Sommer zeigte sich von seiner besten Seite.
Keith Johnstone war für einen Workshop in Berlin, dieses Gespräch organisierte sein deutscher Buchverlag - der Alexanderverlag - ohne das es jetzt einen konkreten Anlaß wie etwa ein neues Buch gab.
Mit auf der Bühne war neben Alexander Wewerka (Alexanderverlag) noch Veit Güssow (Regisseur und Künstlerischer Leiter Oper Halle), der sowohl Theater- wie auch Impro-Erfahrung hat. Das Gespräch plätscherte so dahin, einiges war durchaus interessant. Johnstone - inzwischen 83 Jahre - ging hauptsächlich darauf ein, warum er seit 30 Jahren kein Impro mehr anschauen mag. Hauptsächlich interessiere ihn die Veränderung einer Person durch eine andere - das Grundprinzip des Dramas. Da es das seiner Meinung nach das nicht im Impro gäbe, könne er damit nichts mehr anfangen. Besonders die amerikanische Spielweise war ihm zu seicht. Das diese persönliche Einstellung genau die Unveränderbarkeit einer Person ist, die Johnstone einfordert ist hier das eigentliche Drama.
Leider schafften die beiden Moderatoren es nicht, da ein wirkliches Gespräch zu den Ursachen aufkommen zu lassen. Ich merkte mit fortlaufender Zeit, wie ich mich innerlich vom dem Gesagten komplett entfremde. Meine Wahrnehmung von Impro ist allerdings auch aus einer Zeit, die Johnstone gar nicht mehr kennt. Und so sehe ich mit bedauern, wie diesem großen Mann einfach die Begeisterung für die Kunstform abhanden gekommen scheint. Ich nehme mir vor, mich noch lange auf der Bühne verändern zu lassen und das mit Leidenschaft. Und einen entscheidenen Beitrag dazu hat Keith Johnstone mit seinem Lebenswerk geleistet. Das wird auch immer so bleiben.
Aktuell wird gerade auf Sat1 die als "Improvisationscomedy" angekündigte Show "Jetzt wird's schräg" wiederholt. Da ich keinen Fernseher habe, verpasse ich sowas gern. Aber ein Freitag Abend auswärts schubste mich dazu, die Sendung im TV anzusehen.
Zwei Staffeln und insgesamt 12 Folgen wurden von Juli 2014 bis Februar 2016 ausgestrahlt. Moderator Jochen Schropp stellt dabei wechselnden Gästen Aufgaben und greift mit Regieanweisungen auch während der Szenen ein. Namensgebend ist eine um 22,5° schräg gestellten Bühne, die dem entsprechend schwierig zu bespielen ist.
Ich erwischte Folge Zwei der ersten Staffel. Gäste waren die improtheater-erfahrenen Lisa Feller (Placebotheater) und Bernhard Hoëcker (ehemals Springmaus), die Comedians Maxi Gstettenbauer, Markus Krebs und Luke Mockridge sowie das Model Rebecca Mir (Germany’s Next Topmodel) und der Profitänzer Massimo Sinató (Let’s Dance). Bei der Zusammensetzung fällt schon auf, das Improtheater kein wesentlicher Teil der Show sein wird. Continue Reading
Ich habe über "Naked Stage" vom Theater ohne Probe zusammen mit Lisa Rowland eine Show-Review geschrieben. Es wird ja selten substantiell über Impro-Shows geschrieben - vermutlich weil es so eine flüchtige Kunstform ist. Inhalte ändern sich eben, was bleibt ist der Augenblick.
Den Artikel findet ihr hier:
https://www.impro-news.de/2016/07/naked-stage-vom-theater-ohne-probe/
Lampenfieber ist die Aufregung vor einer Aufgabe. Ich werde öfter gefragt, ob ich noch aufgeregt bin vor Shows. Meine Antwort ist "manchmal". Und ich grüble öfter darüber nach, ob das gut oder schlecht ist. Hier einige Überlegungen dazu.
Als Lampenfieber wird eine Form von Anspannung, Nervosität oder Stress vor einem öffentlichen Auftritt bezeichnet. Das trifft sowohl darstellende wie musikalische Kunstformen, Reden vor Publikum - aber auch Prüfungssituationen oder sonstige schwierige Aufgaben. Dabei muß die Erfüllung des selbstgesteckten Ziels besonders wichtig sein. Continue Reading
Ich bin gerade auf dieses Del Close Video von 1986 gestoßen. Der Impro-Visionär spricht über das Impro-Langformat "Harold" und was seine Grundideen sind. Es ist bekannt, das Del Close den Namen "Harold" nicht mochte - das spricht er auch hier an.
Del Close war einer der bedeutensten Köpfe für das moderne Improtheater und hatte großen Einfluß auf die amerikanische Comedykultur. Er schuf unter anderem die berühmteste Impro-Langform - den Harold und ist Co-Author des Buches "Truth in Comedy: Manual of Improvisation" - was sogar eine "Simpsons"-Erwähnung erhielt. Continue Reading
Der "Busby Berkeley" ist eine der möglichen Group Openings der Impro-Langform "Harold". Es ist inspiriert durch die Ästhetik der Symetrie von Filmen Berkeleys. Busby Berkeley ist ein Regisseur und Choreograph der 30er und 40er Jahre. Besonders bekannt wurde er durch seine geometrischen Tanzchoreographien, die er mittels rechtwinkliger Kamerawinkel auch filmisch sehr beeindruckend umsetzte.
Es dreht sich dabei wirklich alles um Symetrie. Die Symetrie kann radial oder axial sein, gern auch in sehr komplexe Formen abwandelt. Es ist eine der möglichen Group Openings des Harold. Symetrie ist relativ einfach umzusetzen. Continue Reading
Für das Impro-Langformat Harold gibt eine sehr große Zahl an Typen für das Group Opening. Eine Form davon ist die Invocation - zu deutsch vielleicht "Anrufung". Entwickelt wurde dieses Opening (wie auch der Harold selbst) von Del Close am iO Chicago.
Dabei wird ein Gegenstand in 4 Stufen erforscht bzw. beleuchtet. In Stufe 1 beginnt jeder Satz mit "Es ist ...". Es illustriert die sachliche Ebene. In Schritt 2 wird der Gegenstand personifiziert. Mit dem Satzanfang "Du bist ..." sprecht ihr den Gegenstand direkt an. In Phase 3 kommt die göttliche Überhöhung des Gegenstandes. Redet wie mit einer Gottheit und beginnt jeweils mit "Ihr seid ...". Hier kann gern auch die überhöhte Theatersprache Verwendung finden. Denkt einfach an Shakespeare. In Stufe 4 sprecht ih als der Gegenstand selbst. Jeder Satz beginnt dabei mit "Ich bin ...". Beendet wird die Invocation durch das Wiederholen des Ausgangswortes durch alle zusammen mit "Ich bin ...". Continue Reading
Das Buch "AERODYNAMICS of YES - The Improviser's Manual" von Christian Capozzoli ist kurzes und knackiges Büchlein. Ich habe hier die 1. Auflage von 2012 (erworben beim Improfestival Würzburg), die hat 122 Seiten. Das Buch lohnt sich für Improspieler, die schon auf der Bühne sind und Gruppenerfahrung haben. Es ist aus meiner Sicht kein Buch für Einsteiger in die Materie.
Christian Capozzoli lebt in New York. Er besitzt einen Master in Literatur von der Harvard University und ist regelmäßig im Upright Citizen Brigade Theatre zu sehen. Christian Capozzoli baut gerade das Reckless Theatre in Manhatten auf.
Im Buch gibt es natürlich eine Einführung und "Fundamentals" (Kapitel 1 - 3). Die sind wirklich kurz und zeigen die Stärke des Buches: kurz und knapp auf den Punkt kommen. Dann geht es über eine kurze Beschreibung der "Matching Technique" weiter zum Zentrum des Buches: es ist die Langform, die Capozzolis Gruppe "4Track" entwickelt hat. Am Ende gibt es viele konkrete Beschreibungen für Übungen und Hausaufgaben.
Bei der 4Track-Form wechseln sich Matching Scenes und 2 Personen-Szenen ab. Matching Scenes beginnen mit einem Sound und einer Geste. Oft sind diese schon auf einem hohen Energielevel (110% Energie). Die Gruppe nimmt diese Bewegung und Sounds oder Statements und steigert sie weiter. Energie ist hier alles. Tauchen Charaktere auf, gehören sie sofort allen. Stein für Stein wird mittels der Fragestellung "Wenn das wahr ist, dann gilt auch ..." weiteres hinzugefügt, immer jedoch auf diesem hohen Energielevel.
Diese Herangehensweise schafft ein ganz eigenständiges theatrales Format, was ich gern mal live sehen würde. Hier ein Video um vielelicht eine Idee davon zu bekommen.
4track from vanimprovfest on Vimeo.
Ab und zu ist Christian Capozzoli auch in Europa zu Besuch. Ich wäre sehr gespannt ihn mal zu erleben.
Die als Tag-Out oder Tag [tæg] (sieht im deutschen geschrieben seltsam aus, da es vom Kalender-Tag ja nicht unterscheidbar ist) genannte Technik beschreibt das leichte Klopfen auf die Schulter eines Spielers mit der flachen Hand. Diese Spielerin verläßt die Szene die verbleibenden Spieler*innen spielen weiter. Es fällt mir immer mal wieder auf, wie aus meiner Sicht handwerklich unsauber eine der zentralen Techniken des Szenenwechsels manchmal ausgeführt wird.
Die Basistechnik ist eigentlich ganz einfach und soll den Wechsel möglichst geschmeidig machen.
Das sind die Eckpunkte in 4 Schritten:
Zum einen ist alles Timing. Langsames reinschlürfen verpasst den Beat, der eigentlich zur Unterbrechung führt, es verwirrt ggf. das Publikum und Mitspieler und verschwendet Zeit. Außerdem bringt ihr Schwung und Energie mit, anstatt sie zu senken.
Ihr nähert euch eurerer Mitspielerin von hinten, wo bekanntlich keien Augen sind. Also die Berührung ist elementar und sollte im Kontext auf der Bühne keine Scheu erzeugen. Wenn das ein Problem für euch ist, dann bitte das vorher klar artikulieren - zumindest im westeuropäischen Kulturkreis ist das sonst der default. Die Berührung sollte merkbar sein, aber nicht mehr, sonst kann das als szenisches Angebot interpretiert werden. Noch schlimmer sind keine Berührungen. Das sorgt für allgemeine Konfusion - das nötige umdrehen und orientieren braucht Zeit, wer soll raus und wohin abgehen ist unklar.
Der taggende Spieler nährt ich einer der beiden Schulterseiten, als steht leicht diagonal, die Mitspielering dreht sich zur anderen Schulterseite weg. So steht ihr euch nicht im Weg oder im schlechteren Fall fallt übereinander und verletzt euch gar. Der Abgang ist ebenso zügig.
Ein Tag-Out ist genau dafür da, das weitergespielt wird und kein Grund von der Bühne zu fliehen. Die reinkommende Spielerin definiert, mit wem es weitergeht. Also soll wie immer beim Impro kein Vorplanen und Vordenken stattfinden. Stattdessen macht euch bereit für den Spaß in der nächsten Szene.
Das ist es schon. Vier ganz einfache Regeln, und die sollten wirklich achtsam ausgeführt werden. Im Standardfall beginnt der neu hinzugekommene Spieler mit einem neuen Angebot, verbal oder non-verbal. Und schon geht es weiter.
Es gibt da auch Erweiterungen zu dieser Technik - wie zum Beispiel rein optisches Abklatschen zur anderen Bühnenseite (um Laufwege abzukürzen und Zeit zu sparen), vor Figuren eindrehen als Szenenwechsel etc.. Ebenso kann es unterschiedliche Konventionen geben, wie es weiter geht. So können komplett neue Szenen jeweils anfangen oder die auf der Bühne bleibenden Figuren werden fortgesetzt. Die Übernahme der Körperhaltung (wie beim Freeze Tag) - wird der Tag-Out mit dem zusatzlichen Ruf "Freeze" oder lautem Klatschen angekündigt. Aber diese speziellen Erweiterungen gehören nicht zum Tag-Out per se, sondern das sind Abmachungen für spezielle Formate.
Eine Übereinkunft in die 4 Schritte und eine saubere Durchführung würde ich mir für alle Impro-Kurse wünschen, die die Tag-Out-Technik einsetzten. Wiederholt es gern und oft, denn das ist einfaches Impro-Handwerk. Und genießt den eleganten Erzählfluß.
Foto: WRM / Liam Robert Photography aboutbalance, East Van Comedy, Vancouver CC BY-NC-ND 2.0
Auch zu diesem Thema: Geschmeidige Szenenübergänge beim Impro.