Ich bin gerade auf dieses Del Close Video von 1986 gestoßen. Der Impro-Visionär spricht über das Impro-Langformat "Harold" und was seine Grundideen sind. Es ist bekannt, das Del Close den Namen "Harold" nicht mochte - das spricht er auch hier an.
Del Close war einer der bedeutensten Köpfe für das moderne Improtheater und hatte großen Einfluß auf die amerikanische Comedykultur. Er schuf unter anderem die berühmteste Impro-Langform - den Harold und ist Co-Author des Buches "Truth in Comedy: Manual of Improvisation" - was sogar eine "Simpsons"-Erwähnung erhielt. Continue Reading
Für das Impro-Langformat Harold gibt eine sehr große Zahl an Typen für das Group Opening. Eine Form davon ist die Invocation - zu deutsch vielleicht "Anrufung". Entwickelt wurde dieses Opening (wie auch der Harold selbst) von Del Close am iO Chicago.
Dabei wird ein Gegenstand in 4 Stufen erforscht bzw. beleuchtet. In Stufe 1 beginnt jeder Satz mit "Es ist ...". Es illustriert die sachliche Ebene. In Schritt 2 wird der Gegenstand personifiziert. Mit dem Satzanfang "Du bist ..." sprecht ihr den Gegenstand direkt an. In Phase 3 kommt die göttliche Überhöhung des Gegenstandes. Redet wie mit einer Gottheit und beginnt jeweils mit "Ihr seid ...". Hier kann gern auch die überhöhte Theatersprache Verwendung finden. Denkt einfach an Shakespeare. In Stufe 4 sprecht ih als der Gegenstand selbst. Jeder Satz beginnt dabei mit "Ich bin ...". Beendet wird die Invocation durch das Wiederholen des Ausgangswortes durch alle zusammen mit "Ich bin ...". Continue Reading
Zum Auftakt der iO Improv Summer Intensive 2013 hatten die Teilnehmer die große Freude, Charna Halpern in einer Frage- und Antwort-Session erleben zu dürfen. Charna gründete zusammen mit Del Close 1980 das iO Chicago (anfangs noch ImprovOlymipcs), entwickelten gemeinsam das Markenzeichen des iO, die Langform "Harold" und beide schrieben zusammen das Buch "Truth in Comedy".
Charnas Präsenz ist unglaublich, vital plauderte sie über die ersten Schritte, Improtheater als eigenständige Kunstform zu etablieren. Ziel dabei war nichts geringeres, als bessere Menschen zu machen. Denn wenn jeder dem anderen genau zuhört, das Angebot akzeptiert und dann darauf aufbauend etwas hinzufügt, ist sowohl beim Impro wie auch im Leben schon sehr viel gewonnen. Bei den Geschichten aus der Historie wie auch zu den theoretischen Hintergründen strahlte Charna förmlich, sie machte an plastischen Beispielen klar, worum es ihr mit Improv geht.
"Being funny is not the goal. It is brilliance."
Wer die Möglichkeit hat, Charna einmal live zu erleben - unbedingt hingehen.