Westeros, Essos, Sothoryos und Ulthos - Namen riesiger Kontinente geteilt von Ozeanen und großen Mauern. In dieser Mittelalter- und Fantasy-Welt entfachen sich epische Machtkämpfe zwischen Königshäusern, freien Völkern und mystischen Wesen. Charaktere mit differenzierten moralischen Schattierungen begegnen Gewalt und Intriegen.
Diese Welt basiert auf den Büchern „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin. An diesem Abend werden die unerzählten Geschichten bisher unbekannter Heldinnen und Helden erzählt.
Beim 5. Berliner Impro Marathon fand sich zum ersten Mal das Ensemble aus verschiedenen Berliner Improgruppen zusammen, um Game of Thrones improvisiert auf die Bühne zu bringen. Nun ist die Zeit für eine weitere Epoche gekommen. Kommt zum BühnenRausch - und keine Angst vor den Unbilden des vielleicht aufflackernden Sommers - es ist klimatisiert.
Mittwoch, 02. August 2017
Dienstag, 29. August 2017
BühnenRausch
Erich-Weinert-Straße 27 (Ecke Greifenhagener Straße)
10439 Berlin Prenzlauer Berg
Beginn 20:00, Eintritt 10 € / 8 €
Tickets reservieren: Telefon 030.44 67 32 64 oder per Mail an wir@buehnenrausch.de
Spieler*innen: Alexandra Winterfeldt (Schmetterlings), Anati Olzinger (IONen), Anna Friedrich (Flughunde), Anne Autenrieb (Tante EDMA's ImproLounge), Bea Be (Schmetterlings), Daniel Halft (frei.wild Improvisationstheater), Dominik Wirth (Die Verstörten Wunschkinder), Doro Klein (Die Verstörten Wunschkinder), Gunnar Will (Schmetterlings), Ilka Pilka (Los Raketos), Judith Schäfer (Paternoster), Mirko 'macro' Fichtner (Improbanden), Paul Wong (Improfusion)
Musik: Andrés Atala-Quezada (Foxy Freestyle)
Livezeichnerin: Elke Renate Steiner (steinercomix.de)
Das Improformat wurde von mir entwickelt nach einer Idee von Nicole Mischler (easylaughs Amsterdam).
Impressionen der Show beim 5. BIM - Fotos: Philipp S. Tiesel
Cover-Bild: CC BY-SA 2.0 - twipzdeeauxilia
Zweimal eine runde Bühne bei dem Gang ins klassische Theater. Und das läßt mich auch immer mit einem technischen Auge das Geschehen betrachten. Innerhalb einer Woche war ich in der Schaubühne mit einer halbrunden Bühne (das Bild oben) und Monbijou Theater, die eine zentrale 360-Grad Bühne für Macbeth bespielt haben.
In der halbrunden Schaubühne mit fester Rückwand adressierte Ursina Lardi durch Kopfdrehung immer wieder andere Bereiche des Publikums. Es gab wenig Bewegung, die aber dann von ihr genutzt wurde, mit anderen Publikumssektionen in Kontakt zu kommen.
Anders bei Macbeth, wo die Bühne zentral in der Mitte steht. Hier war der Schlüssel ständige Bewegung. Es gab eigentlich keinen Satz ohne Umherspringen der Akteure. Schöne Möglichkeiten wurde gefunden, das Bühnenkonzept zu nutzen: Rundläufe mit Monologen, symmetrische Schreittänze und Wiederholen von Aktionen zur anderen Seite um den Komik zu erzeugen. Und es wurde viel Blickkontakt von den Schauspieler*innen zu den Zuschauer*innen gesucht. Ebenso wurde der Zuschauerraum mitbespielt und damit die Distanz aufgelöst.
Einen runden Bühnenraum forderte schon Antonin Artaud 1932 in seinem Manifest:
"Wir schaffen Bühne wie Zuschauerraum ab. Sie werden ersetzt durch eine Art von einzigem Ort ohne Abzäunung oder Barriere irgendwelcher Art, und dieser wird zum Theater der Aktion schlechthin. Zwischen Zuschauer und Schauspiel, zwischen Schauspieler und Zuschauer wird wieder eine direkte Verbindung geschaffen werden, denn der im Zentrum der Handlung befindliche Zuschauer wird von ihr umhüllt und durchzogen. Diese Umhüllung rührt von der Gestalt des Zuschauerraums her."
Blickkontakt zum Publikum kann trainiert werden. Eine schöne Methode ist folgende: ein* Spieler*in hält einen Monolog. Die Zuschauer beginnen immer dann langsam den Arm zu heben, wenn sie sich nicht angesehen fühlen. Es soll möglichst kein Arm ganz oben sein. Das artet schnell in Stress aus, ist aber enorm hilfreich. Und für mich als Zuschauender wurde es noch klarer, das mich so ein Blickkontakt wirklich abholt. Denn ein Monolog ist immer ein Blick in die Seele - und das geht mit den Augen am besten.
Lars Norén by Michiel Hendryckx - CC BY-SA 4.0 & Anton Tschechow, Fotografie um 1903, gemeinfrei
Eine der grundlegenden Stilmittel beim Improtheater ist das agieren Zug um Zug - ein Schritt nach dem nächsten und immer abwechselnd. Ob Streit oder konfliktfreie Szene, die Anteile sind in etwa ausgewogen, die Sprache bezieht sich aufeinander. Aber es gibt da natürlich mehr.
Zwei Genre, die in letzter Zeit besser kennenlernte, tretem dem entgegen und überraschten mich. Denn ich hatte die Infragestellung dieses Kommunikationsverhaltens bisher gar nicht in Erwägung gezogen. Und doch stellen sie sehr effektive Wege da, Spannung und dramatische Momente zu entwickeln.
Der Schwede Lars Norén ist hier nicht so bekannt, in seinem Heimatland gilt sein Name wie ein Gattungsbegriff. Er steht für die dysfunktionale Familie, denn darum drehen sich viele seine Bühnenstücke. Das schwedische Sprichwort "Ich hatte Norén-Feiertage" steht synony für grauenhafte Weihnachten mit der Familie.
Stockholms Improvisationsteater hat Elemente entwickelt, den Stil Noréns in eine Improshow zu bringen - und tuen das seit vielen Jahren regelmäßig. Außerhalb Schwedens nennen sie ihr Format "Stockholm Syndrom". Viel davon geht unseren gelernten Kommunikationsformen entgegen.
Dies sind einige Stilmittel, die Stockholms Improvisationsteater nutzen:
- auf den Gesprächspartner versetzt erst nach 5-6 Sätzen zu reagieren
- 2 Sätze Belanglosigkeiten äußern, der 3 Satz sehr persönlich
- in 3er Szenen eine Person komplett ignorieren
- unerwartet einen Monolog über Belangloses beginnen, und sich ggf. d
- mit plötzlichen drastischen Worten die Aufmerksamkeit erobern
Der Effekt dieser in großer Ruhe gespielten Szenen ist enorm. Es tut als Zuschauer schon fast weh, wie sehr sie aneinander Vorbeikommunizieren und trotzdem die Spannung halten.
Der russische Schriftsteller Anton Pawlowitsch Tschechow hat in seinen Bühnenstücken ebenfalls eine eigenwillige Art der Kommunikation. Für den Berliner Impro Marathon leitete Dan Richter von Foxy Freestyle eine Genre-Show an.
Stilmittel, die wir in der Show verwendet haben:
- das Gegenteil tun von dem was wir sagen ("Wir gehen jetzt hoch" und keine Anstalten machen loszugehen)
- auf den anderen in einer Antwort zwar eingehen, aber letztlich wieder bei der eigenen Ausgangsaussage landen
- viel mehr Raum einnehmen mit einem Monolog und überproportional Zeit beanspruchen
- in einer Szene sein und lange Zeit gar nichts sagen
- in der Vergangenheit schwelgen oder in Zukunftsplänen, aber nie im hier und jetzt sein
Vieles dreht sich bei Tschechow darum, sich eben nicht zu bewegen oder zu verändern. Und dieses Statische hat sowohl Kraft wie auch Humor ... aber auch Längen.
Diese Werkzeuge sind spannend, nicht nur in Genre-Shows. Sie schärfen die Wahrnehmung auf die Form ebenso wie auf den Inhalt. Sie reichern das Repertoir der Möglichkeiten an. Allerdings ist das tatsächlich etwas, was trainiert werden muß - denn sonst fühlt sich das für das ungeübte Improauge wie ein Block an.
Beim Berliner Impro Marathon (BIM) hatte ich die große Freude, ein Genre anleiten zu dürfen. Es sollte eine Stunde im Stil von Game of Thrones werden. Der Cast von 11 Spieler*innen kam aus ganz unterschiedlichen Gruppen, und wir hatten nur einen Trainingstermin davor. Das bedeutet, die Komplexität des Formates stark einzudämmen - eigentlich. Ich wählte allerdings hierfür die Form des Harolds. Und trotz der Herangehensweise weniger Plot zu spielen und sich viel Zeit zu lassen, kommt in einer Stunde schon recht viel an Information zusammen. Dazu lief das Format in Stunde 8 des Marathons von 1 bis 2 Uhr nachts - und das ist dann schon in dem Bereich, wo volle Konzentration nicht das leichteste ist.
So trafen wir die Entscheidung, ein wenig den Plots mitzuschreiben - Namen, Orte und ggf. signifikante Punkte des jeweiligen Erzählstranges. Es kann sehr kurz sein, das reicht zum Erinnern. Und ich spielte ja auch mit, so das ich das zeitökonomisch handhaben wollte. Große Schrift ist übrigens hilfreich.
Wir stellten die Tafel sichtbar und transparent für die Zuschauer an den Bühnenhintergrund. Damit lenkte es weniger ab, denn sie mußten sich nicht fragen, was da jemand schreibt. Das half in der Tat sehr, die einzelnen Fäden zusammenzuhalten. Das Spiel wurde im vergleich zur Probe sichtbar flüssiger.
Sicher kann es auch trainiert werden, sich alles zu merken. Nach der Ausbildung am iO fällt mir das nicht mehr so schwer, denn dort ist das ein zentraler Punkt. Ich finde es auch für kontrolliertere Umstände als jetzt beim BIM durchaus probat, sich dieses Hilfsmittels zu bedienen. Denn wenn diese Merkhilfe mit dem Publikum geteilt ist, profitieren beide Seiten davon.
Foto: Dominik Schaefer
Das c-atre collectivdrama hat ihre dritte Theaterproduktion angekündigt: Ein Cybernachtstraum. Vom 23.-25. Februar 2017 finden die ersten Aufführungen in der c-base statt. Wie schon in den beiden Produktionen zuvor ist das Stück im Science Fiction Genre unter Creative Commons Lizenz.
Die Story-Outline entwickelte Jasper Nicolaisen nach einem Brainstorming mit allen Schauspielern. Unter anderem wurde Grundthema, das Genre und die Anzahl der Spieler besprochen. Nachdem dann stichpunktartig die Charaktere und Szenenabläufe standen, begannen wir die einzelnen Szenen zu improvisieren. Die Impros schnitten wir per Video mit. Zusammen mit Josefine Matthey schrieben wir daraus das erste Script in einem Google Doc, das dann kollaborativ von allen diskutiert und weiterentwickelt wurde. Dieses Vorgehen haben wir in den drei Stücken benutzt und inzwischen da auch einen Weg gefunden, der funktioniert. Dennoch war der Prozess des Schreibens langwieriger als vermutet.
Aktuell sind wir in der heißen Probenphase. Parralel entsteht Musik, Kostüme, Maskenplanung und Bühnenbild. Diesmal haben wir auf eine breitere Gewichtung geachtet, um nicht wenige an den Rand eines Burnouts zu bringen. Trotzdem ist das unterfangen sehr aufwändig. und ich hoffe, das wird am Ende sichtbar.
Ihr könnt euch hier Karten für Vorstellung 2 und 3 reservieren. Eintritt ist frei, wir hoffen auf Spenden, um die Ausgaben für das Stück und Proberäume zu decken. Aber vom allgemeinen Feedback habe ich viel Vertrauen, das das gelingen wird.
"Impro ist immer" steht auf einem T-Shirt von mir. Und obwohl wir uns gern der Illusion hingeben, Kontrolle über unser Leben zu haben, ist doch der große Teil eher spontan. Es entsteht in der Interaktion mit anderen. Manchmal stehen wir uns selbst im weg mit Vorurteilen oder Ängsten. Wir müssen mit viel Unbekanntem klar kommen, und im idealen Fall währenddessen noch Spaß dabei haben. Es heißt ja auch die Bühne des Lebens.
Vieles ist genau das, was wir beim Improtheater erleben. Improtheater heißt ja eigentlich mit einer riesigen Anzahl von Reizen und Einflüssen eine große Anzahl von Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen: Darstellerin, Dramaturg, Regisseurin, Musiker und vieles mehr. Das alles interessant zu meistern zu erreichen ist nicht einfach. Aber es gibt Strategien, die das einfacher und schöner machen, ganz von sich. Diese Prinzipien zu erkennen und zu trainieren bildet die Vorbereitung, die Improvista für die Bühne brauchen. Und es nützt genauso außerhalb der Bühne, denn die eigene Geisteshaltung ändert sich.
Zuhören lernen
Richtiges Zuhören ist super wichtig für die Bühne. Und im Leben. Nicht nur mit einem halben Ohr, sondern aktiv und aufmerksam der Person zuhören schafft viel besseres Verständnis. Kommunikation ist verlustbehaftet, diese Verluste zu verkleinern ist eine große Hilfe im Leben.
Im Jetzt und hier sein
Auf der Improbühne gibt es keine Zeit, über die Vergangenheit zu grübeln oder die Zukunft zu erträumen. Alles dreht sich um diesen aktuellen Moment. Der ist einzigartig. Bei Impro spielen lernen wir uns auf diesen Augenblick zu fokussieren. Und das ist ein wirklich wertvolles Tool. Und es hilft auch sehr, diesen unwiederbringlichen Moment voll zu genießen.
Akzeptieren
"Say Yes" - Sag Ja ist eine Grundregel beim Impro. Dabei meint das nicht, zu allem Ja zu sagen, sondern wahrzunehmen, das da ein Angebot gemacht wird. Dieses Angebot als etwas positives zu empfangen und dann erst zu entscheiden - das ist die Akzeptanz, das ein Angebot im raum steht. Ihr glaubt gar nicht, wieviele davon nicht gesehen und wahrgenommen werden.
Akzeptieren und etwas hinzufügen
Diese Regel wird gern "Yes And" genannt, das And steht für das hinzufügen. Die Idee dahinter ist einfach. Fügt jeder etwas hinzu, wird gemeinsam etwas errichtet, Stein für Stein. Niemand dominiert, niemand muss sich verbiegen - das Team hat zusammen etwas geschaffen. Und das verbindet und macht auch noch mehr Spaß als allein.
Laß deine Partner erstrahlen
Auf der Bühne ist dein Partner die wichtigste Person. Setze deine Kraft dafür ein, deine Partnerin so in Szene zu setzen, das sie das spürt. Dein Partner macht das selbe für dich. Und so erreicht ihr gemeinsam das bestmögliche Ergebnis.
Lasse Fehler zu und umarme sie
Fehler passieren. Und oft sind wir unsere stärksten Kritiker. Beim Impro gilt es jedoch, nicht die pragmatische Variante der Vertuschung zu wählen. Angebliche Fehler werden öffentlich gemacht und als Angebot akzeptiert. Und oft bewirkt das erstaunliches und es entsteht etwas, was den Fehler gar nicht mehr falsch erscheinen läßt. Allerdings hier sei auch gesagt: Fehler sollen nicht forciert werden. Wir geben unser bestes, das sie nicht passieren. Aber wenn, dann wird der Umgang mit ihnen leichter.
Sei mit deinen Mitmenschen verbunden
In Geschichten dreht sich alles um zwischenmenschliche Beziehungen, der Plot ist zweitrangig. Je wahrhaftiger du mit deinen Mitmenschen umgehst, desto schöner wird die Szene und intensiver das Leben.
Improtheater hat etwas ansteckendes. Viele, die das einmal probiert haben in einem Workshop, kommen mit leuchtenden Augen heraus. Denn es verändert wirklich grundlegende Einstellungen. Impro zeigt Verhaltensweisen, die vielleicht sogar unbewußt antrainiert sind, nicht unbedingt nötig sind und manchmal wirklich schöne Momente verhindern.
Das kann jeder einfach mal ausprobieren in dem sicheren Umfeld mit einer*m Trainer*in und einer kleinen Gruppe. Danach entscheidest du, wie deine neuen Abenteuer aussehen werden.
Ich wurde nach einem kleinen Beitrag für die Ausgabe November 2016 des alverde-Magazins gefragt. In der Rubrik "Neu entdecken" erschienen dann diese kurzen und von der Redaktion leicht überarbeiteten Statements.
"Nachdem ich 2009 als Zuschauer eine Impro-Theater-Vorstellung gesehen hatte, beschloss ich damit anzufangen."
"Beim Impro-Theater gibt es kein fest vorgeschriebenes Drehbuch. Das Stück entwickelt sich gemeinsam durch die Spieler."
"Ob schüchtern oder extrovertiert, jung oder alt - Impro-Theater eignet sich für alle, die gern lachen und Lust auf Spiel auf der Bühne haben."
"Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Man kreiert gemeinsam Geschichten - das hat etwas Magisches und die Zeit verfliegt einfach nur."
Der Flyer von mir für die Show der Improbanden zusammen mit Dornroses Rache. Am 18. November 2016 um 21:00 spielen die beiden Gruppen dieses tödliche Format in der Galerie Zeitzone, Adalbertstr. 79 in Berlin Kreuzberg. Kommt vorbei!
Der Berliner Impro Marathon geht in Runde 5. Termin ist der 22. April 2017. Dafür gibt es jetzt das erste Visual, denn es gibt viel zu tun bis April. Ein halbes Jahr Vorlauf hört sich viel an, geht aber schnell rum. Der Event soll die große Berliner Improszene noch weiter verbinden. Das hat in den vergangenen Jahren schon gut geklappt. Wieder wird es auch 4 Bühnen in der Brotfabrik Berlin gleichzeitig Impro in vielen Spielarten und Sprachen zu erleben sein.
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