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Squirrel

Harold 13

Harold Group Openings: Organic. mit Videoanalyse.

Harold Opening Organic

Harold Group Opening Organic

Organic gehört zu der Vielzahl verschiedener Group Openings für den Harold. Auch das Ziel des Group Openings war hier schon Thema im Blog.

Das Organic ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Aber es gibt ja YouTube und hier hilft das sehr. Organic ist eine Art Freiform unter den Openings und die Ideen sollen sich eben organisch auseinander entwickeln. Erlaubt ist alles, was nicht szenisch bzw. ein Dialog ist - Sprache als Statements und Beschreibung, physische Darstellungen, Kurzform-Games, Tanz, was auch immer. Deshalb grenzen wir es hier mal etwas ein und schauen uns drei relativ vergleichbare Organic Openings an:

Dogs mit Ginger und Organic Opening

Dogs auf der unteren Cabaret Stage im ehemaligen iO Chicago in der N. Clark Street mit der Vorgabe "Ginger" (das Opening geht bis 4:40 min). Continue Reading

Geschriebene Merkhilfen beim Improtheater

Game of Thrones Sheet

Game of Thrones Sheet
Beim Berliner Impro Marathon (BIM) hatte ich die große Freude, ein Genre anleiten zu dürfen. Es sollte eine Stunde im Stil von Game of Thrones werden. Der Cast von 11 Spieler*innen kam aus ganz unterschiedlichen Gruppen, und wir hatten nur einen Trainingstermin davor. Das bedeutet, die Komplexität des Formates stark einzudämmen - eigentlich. Ich wählte allerdings hierfür die Form des Harolds. Und trotz der Herangehensweise weniger Plot zu spielen und sich viel Zeit zu lassen, kommt in einer Stunde schon recht viel an Information zusammen. Dazu lief das Format in Stunde 8 des Marathons von 1 bis 2 Uhr nachts - und das ist dann schon in dem Bereich, wo volle Konzentration nicht das leichteste ist.

So trafen wir die Entscheidung, ein wenig den Plots mitzuschreiben - Namen, Orte und ggf. signifikante Punkte des jeweiligen Erzählstranges. Es kann sehr kurz sein, das reicht zum Erinnern. Und ich spielte ja auch mit, so das ich das zeitökonomisch handhaben wollte. Große Schrift ist übrigens hilfreich.
Wir stellten die Tafel sichtbar und transparent für die Zuschauer an den Bühnenhintergrund. Damit lenkte es weniger ab, denn sie mußten sich nicht fragen, was da jemand schreibt. Das half in der Tat sehr, die einzelnen Fäden zusammenzuhalten. Das Spiel wurde im vergleich zur Probe sichtbar flüssiger.

Sicher kann es auch trainiert werden, sich alles zu merken. Nach der Ausbildung am iO fällt mir das nicht mehr so schwer, denn dort ist das ein zentraler Punkt. Ich finde es auch für kontrolliertere Umstände als jetzt beim BIM durchaus probat, sich dieses Hilfsmittels zu bedienen. Denn wenn diese Merkhilfe mit dem Publikum geteilt ist, profitieren beide Seiten davon.

Foto: Dominik Schaefer

Del Close Video über den Harold und Homer Simpson

Ich bin gerade auf dieses Del Close Video von 1986 gestoßen. Der Impro-Visionär spricht über das Impro-Langformat "Harold" und was seine Grundideen sind. Es ist bekannt, das Del Close den Namen "Harold" nicht mochte - das spricht er auch hier an.

del-close-shrine Del Close war einer der bedeutensten Köpfe für das moderne Improtheater und hatte großen Einfluß auf die amerikanische Comedykultur. Er schuf unter anderem die berühmteste Impro-Langform - den Harold und ist Co-Author des Buches "Truth in Comedy: Manual of Improvisation" - was sogar eine "Simpsons"-Erwähnung erhielt. Continue Reading

Tanz in Symetrie – Busby Berkeley Opening für den Harold

Busby Berkeley aus dem Film "Mädchen im Rampenlicht" (orgin. Ziegfeld Girl) von 1941
Busby Berkeley aus dem Film "Mädchen im Rampenlicht" (orgin. Ziegfeld Girl) von 1941

Busby Berkeley - Szene aus dem Film "Mädchen im Rampenlicht" (orginal: Ziegfeld Girl) von 1941

Der "Busby Berkeley" ist eine der möglichen Group Openings der Impro-Langform "Harold". Es ist inspiriert durch die Ästhetik der Symetrie von Filmen Berkeleys. Busby Berkeley ist ein Regisseur und Choreograph der 30er und 40er Jahre. Besonders bekannt wurde er durch seine geometrischen Tanzchoreographien, die er mittels rechtwinkliger Kamerawinkel auch filmisch sehr beeindruckend umsetzte.

Busby Berkeley und die Ästhetik der Symetrie

Es dreht sich dabei wirklich alles um Symetrie. Die Symetrie kann radial oder axial sein, gern auch in sehr komplexe Formen abwandelt. Es ist eine der möglichen Group Openings des Harold. Symetrie ist relativ einfach umzusetzen. Continue Reading

Invocation – ein Group Opening für den Harold

Harold Opening - Invocation

Harold Opening - Invocation

Für das Impro-Langformat Harold gibt eine sehr große Zahl an Typen für das Group Opening. Eine Form davon ist die Invocation - zu deutsch vielleicht "Anrufung". Entwickelt wurde dieses Opening (wie auch der Harold selbst) von Del Close am iO Chicago.

Wie funktioniert die Invocation

Dabei wird ein Gegenstand in 4 Stufen erforscht bzw. beleuchtet. In Stufe 1 beginnt jeder Satz mit "Es ist ...". Es illustriert die sachliche Ebene. In Schritt 2 wird der Gegenstand personifiziert. Mit dem Satzanfang "Du bist ..." sprecht ihr den Gegenstand direkt an. In Phase 3 kommt die göttliche Überhöhung des Gegenstandes. Redet wie mit einer Gottheit und beginnt jeweils mit "Ihr seid ...". Hier kann gern auch die überhöhte Theatersprache Verwendung finden. Denkt einfach an Shakespeare. In Stufe 4 sprecht ih als der Gegenstand selbst. Jeder Satz beginnt dabei mit "Ich bin ...". Beendet wird die Invocation durch das Wiederholen des Ausgangswortes durch alle zusammen mit "Ich bin ...". Continue Reading

Impro Langform Harold – Teil 4: Bezüge zwischen den Szenen

Harold - Arten der Bezüge

Harold - Arten der Bezüge
Harold - Teil 1: Strukur dieser Impro-Langform
Harold - Teil 2: Group Opening
Harold - Teil 3: Die Aufteilung der Beats
Harold - Teil 4: Bezüge zwischen den Szenen

Im letzten Artikel zum Harold haben wir uns mit den verschiedenen Aufgaben der drei Beats beschäftigt. Die drei Geschichtenstränge werden in Beat 2 und 3 wieder aufgenommen und fortgesetzt. Hier lohnt sich ein genauerer Blick. Es gibt mehr Möglichkeiten als nur die gradlinige Weitererzählung der Geschichte, die vielleicht erst einmal am Naheliegendsten erscheint.

Arten des Bezuges auf die vorherige Szene:

  • Thematisch
  • Charakterlinie
  • Zeitlinie
  • Berührungspunkt
  • Plot
  • Game

Themenbezug (Thematic)

Folgt dem Thema der ersten Szene
Die Szene im ersten Beat wird im zweiten und dritten Beat gespiegelt in einem komplett anderen Kontext mit anderen Figuren. Dadurch wird aber auch jedes Mal ein neuer Blickwinkel möglich. Sehen wir zum Beispiel in Beat 1 eine Person, die mit einem teuren Ehering anderen Personen vorschwindelt, glücklich verheiratet zu sein. So könnte in Szene 2 ein Ehering dazu benutzt werden, sexistischen Anmachversuchen zu entgehen. In Szene 3 wird der Ehering benutzt, um Fragen über den gerade verstorbenen Ehepartner zu vermeiden.

Charakterlinie (Character dash)

Folgt einer Figur
Vielleicht haben wir in der ersten Szene eine prägnante und vielschichtige Figur kennengelernt. Dann lohnt es sich, diese Figur weiter zu begleiten. Die folgenden Szenen spielen mit komplett anderen Szenenpartnern. Wir sehen ein runderes Bild der Sicht auf die Welt dieser Hauptfigur. Orts- und Zeitsprünge sind dabei hilfreich.

Zeitlinie (Time dash)

Folgt der Beziehung über die Zeit
In der ersten Szene haben wir die Beziehung zwischen zwei Personen erlebt. Diese Beziehung begleiten wir in beiden Richtungen der Zeitachse und sehen uns an, wie sich die Beziehung und die Figuren dabei wandeln. Hier spielen die gleichen Spieler*innen alle Beats, es können und sollen dann Supportcharaktere auftauchen.

Berührungspunkt (Tangential)

Folgt einem spezifischen Wort
Ist ein spezifisches, also gut unterscheidbares Wort in der ersten Szene gefallen, kann auch das die Verbindung zu den nächsten Szenen sein. Gerade wenn das Wort im Zusammenhang mit dem Thema des Group Openings steht, kann hier der Ideenraum weiter erforscht werden. Es ist die am schwersten zu entdeckene Bezugsart. Deshalb sollte das Wort entweder besonders herausgestellt sein durch Wiederholung, besonderen Fokus in der Szene oder Einzigartigkeit. Schöpfungen neuer Worte bieten sich dafür in jedem Fall an.

Plot

Folgt der Handlung der Geschichte
Das Weitererzählen der Handlung fühlt sich durch Theaterstücke und Film sehr natürlich an. Und in einer Impro-Langform ist ja auch genug Zeit um solch eine Geschichte zu erzählen. Hier sollte darauf geachtet werden, das nicht zwei Spieler die Geschichte allein durcherzählen, denn der Harold ist ein Gruppenwerk. Alle Spieler*innen sollen Spielanteil bekommen. Bei mehr als 6 Mitspielern bedeutet das pro Beat Spielerwechsel geben sollte. Zeit und Ortswechsel helfen dabei. Ich hatte auch einen Trainer am iO, der Plot als Bezug für die schwächste Wahl hielt und das auch prägnant artikulierte. Das seh ich allerdings nicht so.

Game

Folgt dem Komik-Struktur
Hat sich in Beat eins ein Game entwickelt, wird die gleiche Art des Games in Beat zwei und drei wiederverwendet. Die Impro-Schulen der Upright Citizens Brigade (UCB) betrachten das "Find the game" als essentiell und richtet ihren Harold-Ansatz entsprechend darauf aus. Game bezieht sich dabei auf das Finden einer Komik-Struktur, und nicht das Spiel/Game der Kurzform (deshalb lass ich auch Game hier als englischen Begriff stehen).

Einsatz der Bezugsarten im Harold

Beim Harold geht es um Muster - auch in der Form. Das bedeutet, wenn in Szene A2 Tangential benutzt wurde, um auf Szene A1 zu referenzieren, dann sollte A3 ebenso Tangential benutzen. Ebenso ist es schon, für die drei Geschichtsstränge 3 verschiedene Arten des Bezuges zu wählen.
Das bedeutet, das alle Spieler*innen erkennen müssen, was gerade gespielt wurde. Und sich das einprägen für den 3. Beat. Damit kommt zum Inhalt auch noch die Form als Komponente hinzu, die ihr euch merken müßt. Ich fand das unglaublich hart. Es ist zu Beginn ausgesprochen kopflastig das zu versuchen. beim iO wurden unsere Harolds tatsächlich erst einmal schlechter, denn allen rauchte wahnsinnig der Kopf. Allerdings ist unser Gehirn ja ein Wunderwerk, und es wächst mit den Anforderungen. So geht das dann in Automatismus über und wird dann ein tolles Mittel, um jeden Harold sehr unterschiedlich zu gestalten.


Workshop zur Impro Langform in Chicago Style

Wenn euch das Thema Harold mehr interessiert: am 6. und 7. Februar 2016 biete ich in Berlin den Workshop "Impro Langform Wochenende Chicago Style" an. Dort wird sich viel um den Harold drehen, wir experimentieren und nähern und diesem Format. Mehr Details gibt es hier: https://improbanden.de/workshops/impro-langform-wochenende-chicago-style/


Weitere Harold Artikel

Harold - Teil 1: Strukur
Harold - Teil 2: Group Opening
Harold - Teil 3: Die Aufteilung der Beats
Harold - Teil 4: Bezüge zwischen den Szenen
Filme und Serien mit Harold-Struktur


Update:
Auf den Hinweis (Danke dafür) von Tobias Sailer von AMS!-Impro hab ich den Teil Game eingefügt. Weitere Hinweise, Anmerkungen und Fragen könnt ihr auch gern in den Kommentaren hinterlassen.

Impro Langform Harold – Teil 3: Die Aufteilung der Beats. Die Impro Langform Harold genauer betrachtet.

Harold Logo Improv Longform

Harold Logo Impro Langform
Harold - Teil 1: Strukur dieser Impro-Langform
Harold - Teil 2: Group Opening
Harold - Teil 3: Die Aufteilung der Beats
Harold – Teil 4: Bezüge zwischen den Szenen

Das Group Opening hat mit Schwung und Energie das Thema des Harolds umrissen. Jetzt folgen die Szenen des ersten Beats in dieser Impro Langform. Dazu es ist interessant, noch einmal zurückzutreten und die Zielrichtung der drei Beat-Phasen zu betrachten:

1. Beat: Create
2. Beat: Explore
3. Beat: Connect

Der erste Beat des Harold: Create

Im ersten Beat werden die Plattformen gebaut. Es wird hier auch von "Grounded Scenes" gesprochen. Es empfehlen sich Zweierszenen. Die können ruhig etwas länger sein und es gibt keine Tagouts. Die Szenen sollen möglichst spezifisch die Grundlagen definieren. Dazu gehören die klassischen 5 Ws, also: Wer? Wo? Welche Beziehung haben sie zueinander? Um was geht es? Und warum?. Da die Szene nicht zwingend weitergespielt wird in den weiteren Beats sollte sie eine eigene Sinneinheit bilden. Je spezifischer Teile definiert werden, desto besser. Inhaltlich bezieht sich der erste Beat auf die Themen, die im Group Opening gemeinsam gefunden worden. Allerdings werden diese Ideen nicht direkt übernommen sondern abgewandelt.

Der zweite Beat des Harold: Explore

Im zweiten Beat werden die Möglichkeiten erforscht, die in den ersten Szenen angelegt worden. Es können Zweier- wie auch Mehrpersonen-Szenen entstehen. Es sind Tagouts möglich, um mehrere Szenen für einen Erzählstrang zu spielen. Die Szenen können insgesamt auch schneller sein als im ersten Beat. Insbesondere wenn viele Spieler beteiligt sind, sollte nicht die gleiche Spielerkonstellation wie wie im ersten Beat beginnen. Also spielen Szene A1 zwei Spielerinnen, kann höchstens eine der beiden in Szene A2 beginnen. Damit werden alle Spieler des Teams eingebunden. Zusätzlich werden die Sichtebenen auf das Grundthema vielschichtiger. und es kommen Zeitsprünge und Ortswechsel wie von allein. Denn hier im zweiten Beat ist die Zeit dafür, das Thema durch die Figuren vielschichtig zu beleuchten.

Der dritte Beat des Harold: Connect

Der dritte Beat ist nochmal schneller. Bisher liefen die Geschichten parallel. Jetzt können sich einzelne Teile verknüpfen. Der Ort von Strang A taucht kurz in Strang C auf. Eine Figur aus Strang B ist plötzlich auch eine Nebenrolle in Strang A. Es verknüpfen sich die Geschichten zu einem Ganzen. Dabei ist es gut, Raum für Interpretation zu lassen. Die Köpfe der Zuschauer füllen das gern und bieten Gelegenheit zum anschließenden Reflektieren. Trotzdem wird auch im dritten Beat das Grundthema weiter beleuchtet. Es ist die letzte Möglichkeit, Motivationen einzelner Charaktere aufzuzeigen und die Geschichten abzurunden.


Workshop zur Impro Langform in Chicago Style

Wenn euch das Thema Harold mehr interessiert: am 6. und 7. Februar 2016 biete ich in Berlin den Workshop "Impro Langform Wochenende Chicago Style" an. Dort wird sich viel um den Harold drehen, wir experimentieren und nähern und diesem Format. Mehr Details gibt es hier: https://improbanden.de/workshops/impro-langform-wochenende-chicago-style/


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Impro Langform Poster

Improv Longform Poster

Improv Longform Poster

Improtheater kann pure Schönheit sein. Dieses Poster im minmalistischen Flat Design Stil ist mein neuestes Werk. Mit den Strukturen von neun Impro-Langformen gibt es das nun als Druck hier zu bestellen. Es ist etwa 90 cm und 60 cm breit und auf hochwertigem matten Papier in Museumsqualität gedruckt. Darauf sind die Strukturen von berühmten und vielleicht auch weniger bekannten Langformen - Improspielerinnen und Improspieler mögen das. Es passt ebenso in Probe- oder Unterrichtsräume und ist mit Sicherheit ein ideales Geschenk, Weihnachten ist ja nicht mehr fern. An Hand der Stukuren könnt ihr das ein oder andere Format euch vielleicht erschließen, manches ist natürlich auch komplexer und bedarf ausführlicher Erläuterung von einem*r Trainer*in.

Diese Langformen sind sind auf dem Poster

Poster 9 Improv LongformsBei Campfire oder auf deutsch Lagerfeuer sitzen die Charaktere an einem Lagerfeuer und erzählen sich Geschichten, die dann natürlich ausgespielt werden. Es kann gern gruselig und angsteinflößend bis horrorhaft werden.

Deconstruction basiert auf einer langen Basisszene, in der alle Informationen vorkommen, die danach in verschiedenen Phasen dekonstruiert werden. Das ist ein sehr komplexes Format.

Die Langform La Ronde bzw. Reigen beruht auf der Struktur des gleichnamigen Theaterstücks von Arthur Schnitzler. Dabei verläßt immer ein Charakter eine Zweierszene und ein neuer Charakter kommt hinzu, bis der Letzte und der erste Charakter aufeinander treffen und den Reigen schließen.

Die Monoscene ist ein Einakter ohne Schnitte, also eine durchgehende Szene. Dabei können wie beim Format "Naked Stage" Spieler auf- und abgehen, oder wie bei "No Exit" Charaktere die gesamte Zeit im Handlungsort verweilen.

Der Harold ist die älteste und berühmteste Langform, die im Wechsel zwischen Group Games und Szenen zu einem Thema ein theatrales Stück entstehen läßt. Der Harold hat einen sehr hohen Freiheitsgrad, die Struktur ist ebenfalls wandelbar und wird eigentlich nur zu Unterrichtszwecken so vermittelt.

Beim Appartment Building bzw. Mietshaus blicken die Zuschauer in 3 oder 4 Wohnungen eines Hauses und den sich darin entwickelnden Geschichten. Durch die nachbarschaftliche Nähe können sich die Charaktere der einzelnen Stories begegnen, bzw. Ereignisse aus einem anderen Blickwinkel erleben.

Die Montage ist eine sehr lose Struktur. Die Szenen müssen sich nicht aufeinander beziehen, können aber ggf. auch wieder aufgenommen werden oder Charakter kommen wiederholt zurück.

Die Langform Asssscat 3000 basiert auf dem Armando. Ein Monolog liefert die Detailinformationen für diverse Szenen, die diese Details assoziert benutzen, bis wieder ein Monolog die Szenen unterbricht, dem wiederum Szenen folgen. Dabei kann jeder Spieler zum Monologist werden.

The Bat oder auch Harold in the Dark ist die Haroldstruktur gespielt mit geschlossenen Augen bzw. im dunklen Raum. Da hier schnelle Szenenwechsel schwieriger sind, einstehen oft weniger Schnitte und längere Erzählstrukturen.

Hier geht es zum Poster:

Shop.

Die drei Fotos oben stammen übrigens von der wundervollen Tash.

Filme und Serien mit Harold-Struktur

Filme und Serien mit Harold-Struktur

Der Harold, die älteste und berühmteste Langform im Improtheater, hat mehr Auswirkungen auf unsere Kultur, als ich das bisher vermutete. Die großartige Tara DeFrancisco überraschte mich mit der Aussage, das etliche Filme und Serien auf einer Harold-Struktur beruhen.

Seinfeld

Jede Episode der überaus erfolgreichen Serie Seinfeld ist ein Harold. Die Serie lief in 9 Staffeln von 1989 bis 1998. In jeder Folge bearbeiten sie ein übergeordnetes Theama auch verschiedenen Sichtwinkeln. Dabei sind die Treffen im Diner die jeweiligen Group Games, in den ersten Staffeln auch die Standup-Auftritte von Jerry Seinfeld, die nochmal das Geschehen der Episode reflektierten. Die Serie wurde gerade für ihr Drehbuch hochdekoriert. Die Writers Guild of America wählte Seinfeld auf Platz 2 der 101 Best Written TV Series hinter Die Sopranos. Ebenso war Seinfeld die beliebteste Serie der USA in den 90er Jahren, was bedeutet, das sich Qualität und Erfolg nicht ausschließen.

Modern Family

Die seit 2009 in bisher 5 Staffeln erschienen Serie Modern Family folgt ebenso einer Harold-Struktur pro Episode, die mit 22 Minuten die klassische Länge einer Harold-Show im Chicago-Style haben. Die Serie um eine große Patchwork-Familie folgt drei Familien: der neuen Familie von Vater Jay (der Al Bundy Darsteller Ed O’Neill hier in ernsthaft und überzeugend) und den Familien seiner erwachsenen Tochter und seines ebenfalls erwachsenen Sohnes. Auch hier ist ein übergeordnetes Thema pro Eposide vorhanden und die Treffen der Großfamilie sind die Groupgames zwischen den 3 Beats. Auch Modern Family ist ebenso Kritikerliebling und mit Auszeichnungen überschüttet wie auch beim Publikum äußerst beliebt.

Magnolia

Aber auch Filme nutzen die Haroldstruktur, auch wenn die Spielfilmlänge Umstellungen in der Struktur verlangen. Bei Magnolia von 1999 (Regie Paul Thomas Anderson) kreuzen sich die Wege neun verschiedener Personen (u.a. Tom Cruise, Julianne Moore und Philip Seymour Hoffman), die von ihren Vätern missbraucht oder im Stich gelassen wurden.
Die Beziehungen zwischen den erst einmal unabhängigen Episoden und Personen ergeben sich dabei im Laufe der Zeit. Ein Sprecher sorgt hier für das Opening und das verbindende Element am Ende, ebenso liefert die Titelmusik inspiration für die spätere Handlung. Magnolia gewann den Goldenen Bären, Tom Cruise erhielt den Golden Globe als bester Nebendarsteller.

L.A. Crash

Der Film L.A. Crash von Paul Haggis aus dem Jahre 2004 zeigt 24 Stunden aus dem Leben verschiedener Personen (u.a. Sandra Bullock, Matt Dillon und Ryan Phillippe), der Schicksale miteinander verkettet sind. Der Film benötigte 5 Jahre an Vorbereitung, um in nur 36 Stunden gedreht zu werden. Er gewann mehrere Oscars, u.a. als Bester Film.

Weitere Beispiele

Die Komödie Accidentally in Love von 2011 soll ebenso ein Harold sein, das ist nun auf meiner Watchlist. Ebenso bedient sich die Serie Lass es, Larry! (Orginaltitel: Curb Your Enthusiasm) über Larry David, dem Mastermind der Sitcom Seinfeld passenderweise der gleichen Struktur.

Da werde ich wohl demnächst Filme und Serien noch mal mit ganz anderen Augen sehen. Wo fallen euch noch Beispiele ein, die dieser Struktur folgen?

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Harold – Teil 4: Bezüge zwischen den Szenen

Der Herold beginnt immer mit dem Einholen der Vorgabe, oft ausdrücklich gefordert genau ein Wort. Von diesem Wort wird dann das Opening assoziativ gestartet. Dabei bewegte sich bei eigentlich allen Harolds schon das Opening und später auch die Beats sehr weit weg von der Vorgabe - im Grunde kam die gar nicht weiter vor. Aus meiner Sicht etwas schade, gerade weil es nur diese eine Publikumsinteraktion gibt.

Harold Opening

So viele Ideen wie möglich

Das Opening spielt das gesamte Ensemble und dient dazu, das Grundthema des Abends zu finden und so viele Ideen wie möglich zu diesem einen Oberthema anzuspielen. Ebenso ist es ein Energiebringer - je dynamischer und positiver die Energie des Openings, desto besser der gesamte Harold. Harolds mit negativem Opening tendieren auch dazu, das in den Beats fortzusetzen. Um das Oberthema ausfindig zu machen bedarf es Wachsamkeit aller Spieler. Es ist gut, Openings zu üben und sich danach auszutauschen, was jeder einzelne Spieler als Thema definiert sah. Dabei werden die Beobachtungen auseinander gehen - und das ist auch schön. Dabei ist ein Thema immer ein Satz, meist eine Feststellung. Je mehr eine Gruppe Openings spielt und bespricht, je mehr stellt sich eine Einigkeit über das Thema ein.

Die Gruppe erzählt die Geschichte

Die Spielform beim Opening ist - wie fast alles im Harold - ausgesprochen frei. Es gibts nur zwei Grundsätze: alle Spieler müssen involviert sein und es gibt kein Storytelling im Opening. Das bedeutet, es ist eine abstraktere Darstellung, es geht überhaupt nicht darum, witzig zu sein - sondern ihr findet euren Spaß gemeinsam. Figuren können auftauchen, aber sie sollten möglichst nicht als Charakter eine Geschichte spielen - allenfalls kurze Schlaglichter oder Statements - keine Dialoge. Passiert das, sollten diese von den anderen Spielern mit kreativen Übergängen (Edits) wieder aufgelöst werden. Denn schnell wird es statisch - Figuren sprechen, die anderen stehen - und es soll hier ja Energie für das Stück geholt werden. Also nicht so viel quatschen, sondern handeln. Achtet als Gruppe darauf, das sich jeder beteiligt. Gebt denen, die bisher noch nicht involviert waren den Raum, mit einzusteigen. Der Harold ist dazu da, den Gruppengeist auf die Bühne zu bringen, nicht einzelne Rampensäue mit Hintergrundgruppe. Die Gruppe erzählt die Geschichte.

Es gibt bewährte Formen des Openings - die alle einzeln oder gemischt anzutreffen sind: dynamisches Scene Painting der Gruppe (plastische Beschreibung von Orten oder Objekten), kurze Monologe oder (allwissende) Erzähler, Tanz und Pantomime, Invocation zu einem Gegenstand (Beschreibung mit den 4 Stufen "Es ist ...", "Du bist ...", "Ihr seid ..." und "Ich bin ..."), Songs, Spiele, Reisen zu verschiedenen Orten ("The Meanwhile Game"), nur Sounds (oder ganze Soundlandschaften), Moving pictures ... was immer euch einfällt. Eine schöne Übung ist es, mehrere Openings nacheinander zu trainieren und die so unterschiedlich wie möglich zu gestalten. Schaut, wie unterschiedlich die Nutzung des Raumes ist, wie sich Tempi und Lautstärken entwickeln usw.

Beginnt gemeinsam Spaß auf der Bühne zu haben

Nach 3-5 Minuten sollte die Gruppe selbstständig ein Ende finden. Oft ist das ein szenisches Endbild. Dann wird die Bühne einmal geleert um Platz für den 1. Beat zu schaffen. Das Endbild kann sich dabei auch am Thema orientieren. Ist ein Teil des Themas zum Beispiel Eis, kann ein Eisberg zum Schluss von der Bühne wegschmelzen. Je kreativer desto besser. Gibt es markante Bewegungen oder Übergange, können die im ganzen Stück als Übergang dienen. Hier werden also auch durch Körperlichkeiten und Geräusche die Abendthemen mit fest gelegt. Je prägnanter diese sind, desto schöner wird der Wiedererkennungseffekt beim Publikum sein. Und das allerwichtigste: beginnt gemeinsam Spaß auf der Bühne zu haben - dann folgt alles andere ganz von allein.

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