Lampenfieber ist die Aufregung vor einer Aufgabe. Ich werde öfter gefragt, ob ich noch aufgeregt bin vor Shows. Meine Antwort ist “manchmal”. Und ich grüble öfter darüber nach, ob das gut oder schlecht ist. Hier einige Überlegungen dazu.
Was ist Lampenfieber
Als Lampenfieber wird eine Form von Anspannung, Nervosität oder Stress vor einem öffentlichen Auftritt bezeichnet. Das trifft sowohl darstellende wie musikalische Kunstformen, Reden vor Publikum – aber auch Prüfungssituationen oder sonstige schwierige Aufgaben. Dabei muß die Erfüllung des selbstgesteckten Ziels besonders wichtig sein.
Ursprünglich schüttet der Körper Adrenalin und Noradrenalin aus, um den Organismus auf Flucht oder Kampf vorzubereiten. Es ist wichtig, beim Überleben zu helfen. Die Ausprägung und Intensität ist dabei sehr individuell. Plastische Schilderungen des Scheiterns und den Auswirkungen davon sind geistige Anspannungen. Es sind ebenso körperliche Effekte anzutreffen. Ein Improbanden-Spieler wird bei Nervosität immer auch sehr müde – was unerwartet ist. Hektik, leichtes Zittern, der Drang auf- und abzulaufen sehe ich häufiger bei Mitspielern.
Wann habe ich Lampenfieber
Ich stehe im Moment bei etwas mehr als 100 Impro-Shows. Bei den ersten war ich definitiv aufgeregt. Später ging das bei mir zurück. Sobald allerdings neue unbekannte Faktoren hinzukammen, kam auch Nervosität zurück. Das betrifft neue Formate, spielen auf englisch. Auch bei unserer ersten Mainstage-Show bei einem Improfestival Götheborg war ich aufgeregt. Allerdings ist es bei mir im positivem Bereich. Es überwiegt die Freude gleich rausgehen zu dürfen und zu spielen.
Was mache ich ohne Lampenfieber
In gewissen Mengen gibt es ja Energie. Und deshalb vermisse ich es auch ein wenig, wenn ich nicht mehr aufgeregt bin. Unsere viel gespielte Show “Geheime Bekenntnisse” entlockt mir wenig Aufgeregtheit. ich bin dennoch heiß darauf zu spielen und freue mich ebenso. Ich kann die nötige Bühnenspannung für mich sehr gut herstellen. Da ist zum einen das Warmup. Ich sehe es neben der Lockerung des Körpers, der Stimme und des Kopfes auch als ein Ritual an. Es verbindet mich mit den Mitspieler*innen. Und bringt mich dazu, von dem Blick in die Zukunft wegzukommen. Denn bin ich im Moment – und das ist einer der wichtigsten Sachen beim Impro – dann ist kein Platz für Angst vor irgendwelchen Folgen.
Nervöse Mitspieler*innen
Was tun wenn die Mitspieler*innen stärker von Lampenfieber betroffen sind? Ich schaue, ob sie überhaupt gerade angesprochen werden wollen. Ich mag kurze Zusammenfassungen der Grundideen von Showelementen. “Lass uns viel Energie in die Eröffnung stecken” zum Beispiel. Es ist Fokussierung
auf den Moment auf der Bühne und damit die Verkürzung des Blickes auf die Zukunft. Ich mag Konkretes in Erinnerung rufen mehr als ein “Es wird alles gut” – was ja das Scheitern indirekt weiter thematisiert.
Beim Warmup versuche ich zu intervenieren, wenn da angstschürende Themen genommen werden, die den direkten Auftritt betreffen. Wir machen gern “5 Dinge” wegen der hohen Energie. Dabei finde ich Fragen wie “Sage mir 5 Dinge dir die heute NICHT auf der Bühne passieren sollen” genau kontraproduktiv. Es setzt sich mehr mit dem Scheitern auseinander als mit dem im Moment sein. Verneinungen sind eben nicht hirn-gerecht.
Zusammenfassung
Zurück zur Ausgangsfrage: Ist es schlimm kein Lampenfieber zu haben? Ich denke nein, es zeigt mehr im Moment zu sein. Es zeugt davon, einen guten Umgang mit Fehlern zu haben. Und wenn es doch kommt? Dann umarme ich den alten Freund und genieße es, das mir kommende Sachen immer noch so wichtig sind. Und wen ich das weiß, sinkt meine Aufregung und ich konzentriere mich auf den Moment.
Das Foto von mir hat die wundervolle Mandy John-Ziron (https://www.vegan-design.com/) im Klubhaus Lüchfeld gemacht.
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