Die als Tag-Out oder Tag [tæg] (sieht im deutschen geschrieben seltsam aus, da es vom Kalender-Tag ja nicht unterscheidbar ist) genannte Technik beschreibt das leichte Klopfen auf die Schulter eines Spielers mit der flachen Hand. Diese Spielerin verläßt die Szene die verbleibenden Spieler*innen spielen weiter. Es fällt mir immer mal wieder auf, wie aus meiner Sicht handwerklich unsauber eine der zentralen Techniken des Szenenwechsels manchmal ausgeführt wird.
Basistechnik des Tag-Out
Die Basistechnik ist eigentlich ganz einfach und soll den Wechsel möglichst geschmeidig machen.
Das sind die Eckpunkte in 4 Schritten:
1. Zügig in die Szene kommen
Zum einen ist alles Timing. Langsames reinschlürfen verpasst den Beat, der eigentlich zur Unterbrechung führt, es verwirrt ggf. das Publikum und Mitspieler und verschwendet Zeit. Außerdem bringt ihr Schwung und Energie mit, anstatt sie zu senken.
2. Die Schulter merkbar anschlagen
Ihr nähert euch eurerer Mitspielerin von hinten, wo bekanntlich keien Augen sind. Also die Berührung ist elementar und sollte im Kontext auf der Bühne keine Scheu erzeugen. Wenn das ein Problem für euch ist, dann bitte das vorher klar artikulieren – zumindest im westeuropäischen Kulturkreis ist das sonst der default. Die Berührung sollte merkbar sein, aber nicht mehr, sonst kann das als szenisches Angebot interpretiert werden. Noch schlimmer sind keine Berührungen. Das sorgt für allgemeine Konfusion – das nötige umdrehen und orientieren braucht Zeit, wer soll raus und wohin abgehen ist unklar.
3. Vom Tag-Out wegdrehen
Der taggende Spieler nährt ich einer der beiden Schulterseiten, als steht leicht diagonal, die Mitspielering dreht sich zur anderen Schulterseite weg. So steht ihr euch nicht im Weg oder im schlechteren Fall fallt übereinander und verletzt euch gar. Der Abgang ist ebenso zügig.
4. Nicht getaggte Spieler*innen bleiben auf der Bühne
Ein Tag-Out ist genau dafür da, das weitergespielt wird und kein Grund von der Bühne zu fliehen. Die reinkommende Spielerin definiert, mit wem es weitergeht. Also soll wie immer beim Impro kein Vorplanen und Vordenken stattfinden. Stattdessen macht euch bereit für den Spaß in der nächsten Szene.
Das ist es schon. Vier ganz einfache Regeln, und die sollten wirklich achtsam ausgeführt werden. Im Standardfall beginnt der neu hinzugekommene Spieler mit einem neuen Angebot, verbal oder non-verbal. Und schon geht es weiter.
Es gibt da auch Erweiterungen zu dieser Technik – wie zum Beispiel rein optisches Abklatschen zur anderen Bühnenseite (um Laufwege abzukürzen und Zeit zu sparen), vor Figuren eindrehen als Szenenwechsel etc.. Ebenso kann es unterschiedliche Konventionen geben, wie es weiter geht. So können komplett neue Szenen jeweils anfangen oder die auf der Bühne bleibenden Figuren werden fortgesetzt. Die Übernahme der Körperhaltung (wie beim Freeze Tag) – wird der Tag-Out mit dem zusatzlichen Ruf “Freeze” oder lautem Klatschen angekündigt. Aber diese speziellen Erweiterungen gehören nicht zum Tag-Out per se, sondern das sind Abmachungen für spezielle Formate.
Eine Übereinkunft in die 4 Schritte und eine saubere Durchführung würde ich mir für alle Impro-Kurse wünschen, die die Tag-Out-Technik einsetzten. Wiederholt es gern und oft, denn das ist einfaches Impro-Handwerk. Und genießt den eleganten Erzählfluß.
Foto: WRM / Liam Robert Photography aboutbalance, East Van Comedy, Vancouver CC BY-NC-ND 2.0
Auch zu diesem Thema: Geschmeidige Szenenübergänge beim Impro.
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