Es gibt etliche Arten, eine Improszene zu beenden. Dabei können sich danach sowohl weitere Szenen anschließen, ein Moderationsteil folgen oder die Show (oder Halbzeit) zu Ende sein. Eigentlich ein ständig gebrauchtes Mittel und Handwerkszeug, dem teilweise erstaunlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Für mich interessante Faktoren sind dabei Klarheit für Publikum und Mitspieler, Geschwindigkeit und Kontexteinpassung.
Regieanweisung: Eine aussenstehende Regie, ob in einer Rolle agierend oder nicht ruft von Außen Szenenwechsel herein. Eine klassische Ausprägungsform davon ist die Gorilla-Theater-Form, die Keith Johnstone entwickelt hat. Durch den klar hereingerufenen Szenenwechsel sollten bei Spielern und Zuschauern keine Fragen auftauchen. Es eignet sich auch sehr gut für Einsteiger. Die Regie nimmt die Verantwortung für das Erkennen der Beats und des besten Zeitpunkts den Spielern ab. Aber alles hat seine zwei Seiten: Spieler achten ggf. weniger selbst auf Beats und verlieren an Spannung. Es kommt zu einer Verdrängung des eigenen Impulses den Mitspielern zu helfen. Ich würde den Szenenwechsel als eher langsam und eher wenig organisch bezeichnen.
Freeze: Mitspieler ausserhalb der Szenen rufen das Wort Freeze oder Klatschen. Mit etwas Training reagieren die meisten Spieler darauf, das Publikum bekommt es erklärt oder lernt es relativ schnell. Bei Freeze wird im Allgemeinen erwartet, das die Spieler auf der Bühne bewegungslos einfrieren. Der neue Spieler klatscht einen Spieler aus der Szene per Schlag auf die Schulter aus und übernimmt dessen Körperhaltung. Freeze ist ebenso hoch invasiv wie die Regie von Außen, nur mit dem Unterschied das die Mitspieler jetzt selbst verantwortlich sind und damit hoffentlich wacher dem Geschehen folgen. Es ist die langsamste Szenenwechseltechnik. Ich mag gern hereinkommende Spieler mit etwas mehr Tempo, um die Standpausen zu minimieren.
Sweep: Das Wegfegen der Szene wird durch eine vollständigen Überquerung eines Mitspielers am vorderen Bühnenrand erreicht. Damit ist die Szene beendet, die Spieler gehen ab. Sollte hier einmal Unklarheit herrschen und es wird weiter gespielt, wird der Sweep wiederholt, gern auch von mehreren Mitspielern. Es gibt geteilte Meinungen, ob der sweepende Spieler auch gleich die nächste Szene anfangen sollte oder nicht. Ich bin der Meinung, das es als Unterstützung der Mitspieler viel wertvoller ist, einen Beat zu erkennen und die Szene zu beenden, es muss nicht gleich eine neue Idee dahinter stehen. Es sollten sich alle Spieler der Gruppe aktiv am Sweepen beteiligen. Ebenso schöner Effekt dabei ist, das die Spieler ihren Eintrittsort für die nächste Szene damit verändern können und generell etwas Lockerheit entsteht. Sweeps wirken oft sehr gut integriert und sind schnell, vor allem wenn der Sweepende tatsächlich direkt in die nächste Szene einsteigt.
Focuswechsel: Während die Akteure noch spielen, fängt ein oder mehrere Mitspieler an, auf der Bühne zu agieren. Dabei können sie lauter werden, deutlicher in den Vordergrund treten oder einfach eine andere Dynamik haben. Die bisherigen Spieler nehmen das wahr und blenden ihre Szene in der gleichen Art aus wie die anderen langsam einblenden. Dieser Wechsel ist sehr organisch und wirk unglaublich toll, erfordert aber auch sehr viel Aufmerksamkeit. Sollten mehrere Spieler einfaden, können sie sich zum Beispiel mit Blicken abstimmen. Es gibt quasi gar keinen Leerraum zwischen den Szenen.
Lichtblende: Gibt es bei der Show eine/ Lichttechniker/in, kann mittels wechselnder Beleuchtung ein Szenenwechsel forciert werden. Dabei können je nach Gegebenheit Farben, einzeln beleuchtete Bühnenplätze oder kurze Schwarzblenden dienen. Die Geschwindigkeit dabei ist sehr hoch, da der Zuschauer die ganze Zeit visuell beschäftigt ist. Dabei sind sie für das Publikum oft schneller klar als für die Spieler und benötigen deshalb verstärkte Aufmerksamkeit. Blenden wirken immer sehr elegant, oftmals kommen im Anschluss fragen, was davon Absprache war.
Musikblende: Auch eure/euer Musiker/in kann Szenenwechsel einleiten. Dabei können sowohl bereits etablierte Klangmuster verwendet werden wie auch sich deutlich abgrenzende Sounds. Auch Musikblenden wirken sehr organisch und gut passend, erfordern aber auch viel Aufmerksamkeit der Spieler.
Neue Initiationen: Es gibt den Szenenwechsel auch aus der Szene heraus ohne jegliche formalisierten Zeichen. Dabei beginnt ein/e bereits in der Szene befindliche/r Spieler/in eine deutlich ausserhalb der Szene liegende neue Szene. Oft ist das gepaart mit einem gut unterscheidbaren anderem Character. So können ebenfalls zu bereits etablierten Charakteren und deren Szenen gewechselt werden. Dieser Wechsel birgt das größte Potential für Missverständnisse bei Spielern und Publikum. Daher sollte hier mit größter Aufmerksamkeit auf die schnelle Unterscheidbarkeit geachtet werden. Da alles bei gefüllter Bühne passiert ist auch keinerlei Lücke zwischen den Szenen.
Andere Formen: Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, andere Verabredungen zu Szenenwechseln zu machen. So ist zum Beispiel beim Format “Toaster” das Hinknien bzw. das Aufstehen eines beliebigen Spielers das Zeichen zum Szenenwechsel. Wird originaler Shakespeare-Stil gespielt, so beendet ein Reim eine Szene (denn in der reinen Handlung seiner Komödien und Dramen reimt Shakespeare nicht). In dieser Art gibt es sicher noch weitere Beispiele. Schreibt gern in den Kommentaren, was euch noch dazu einfällt.