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Squirrel

Impro 78

Faszination der Masken und was es mir für Impro gibt

Masken
Zur Impronale in Halle besuchte ich zwei Tage den Kurs von Steve Jarand vom Loose Moose Theatre in Calgary. Dabei ging es sowohl um Trance Masken wie auch Vollmasken. Was nehme ich direkt davon mit für mein Improspiel?
Trance Masken werden ja intensiv bei Keith Johnstone beschrieben. Es ist wirklich eine ganz erstaunliche Transformation. Die Maske weiß im Grunde nichts und hat nur Instinkte. Und sie können sich mit Geräuschen ausdrücken. Alles andere muss sie neu lernen. In den 2 Tagen konnte meine Lieblingsmaske etwa 7 Worte - ein großer Schritt. Für mich als Spieler blieb vor allem die Direktheit und Stärke der Emotion sowie den wirklich ganz unten aufzubauen Charakter als Erkenntnis für Impro hängen. Und ansonsten den großen Spaß beim Spiel.
Vollmasken sind ein ganz anderes Konzept. Vollmasken sprechen nicht und haben eine wirklich starke Ausstrahlung. Der Kontakt zum Publikum ist hier besonders wichtig und für mich die Kernidee, die ich von dort mit ins Improspiel tragen könnte. Sie bewegen sich ruhiger und langsamer und bekommen Informationen über das Publikum, das das Bühnengeschehen wider reflektiert. Die Wahrnehmung innerhalb einer Maske ist äußerst gering, da der Sichtkreis sehr eingeschränkt ist. Das führt auch zu diesen stillen und bedächtigen Bewegungen. Die Projektion der Gefühle des Publikums auf die Maske funktioniert sehr stark.
Insgesamt ein sehr spannendes Erlebnis. Und irgendwie recht schwer zu beschreiben. Unsere kleine Werkschau am Ende der Impronale hinterließ wohl recht viel Eindruck. Und auch ich hab das erst beim Probieren wirklich verstanden, was für ein Zauber in den Masken liegt.

Harold – Teil 1: Struktur

iO LogoDer Harold gefeiert und gehasst, die berühmteste Langform beim Impro polarisiert. Die Fans nennen sie die befreienste Form des Zusammenspiels, Gegener weisen auf das selbstreferenzierende Impro für Improspieler und den oftmals für Publikum unklaren Plot hin. Und beide Seiten haben recht. Deshalb werde ich mich in mehreren Teilen mit dem Harold beschäftigen, zumindest so ist mein Plan.
In Teil 1 geht es um den Einstieg in die Struktur. Später werde ich das wohl nochmal aufgreifen und bestimmte Aussagen widerrufen. Aber so ist die Reise in dieses Format.

Beginnen wir kurz mit der Historie. Entwickelt wurde der Harold von Del Close. Als Artistic Director von The Committee wurde 1967 der erste Harold in Concord, Californien gespielt. Mit Gründung des ImprovOlympics Theater in Chicago (später nur noch kurz iO) wurde es dort zur Handschrift dieser berühmten Improschule. Und es ist ein lebendiges Format, es hat sich über all die Jahre frisch gehalten. Es gibt dem entsprechend auch nicht DEN Harold, sondern es gibt verschiedene Ansätze. Meine Prägung kommt hauptsächlich aus 5 Wochen Improv Summer Intensive am iO Chiocago 2013, das ist das komplette Ausbildungsprogramm an der iO.

Die Struktur

Auf den ersten Blick ist die Grundstruktur recht überschaubar und findet sich so oder so ähnlich in einigen Lehrbüchern und auch in der Wikipedia:

  • Vorgabe
  • Group Opening
  • Beat 1
    - Szene A1
    - Szene B1
    - Szene C1
  • Group Game 1
  • Beat 2
    - Szene A2
    - Szene B2
    - Szene C2
  • Group Game 2
  • Beat 3
    - Szenen A3 & B3 & C3

Nun ist das besondere am Harold, das schon in der Struktur improvisiert werden kann. Also mit anderen Worten, das ist alles kein Gesetz, sondern war ein Vorschlag von Del Close und Charna Halpern, damit ihre Schüler erst einmal loslegen konnten.
Es bedeutet, das alles auch anders sein kann. Ist ein Motiv gerade das Thema Überlänge, dann bietet sich förmlich eine Szene D1 ein, oder nach dem 3. Beat ein weiteres Group Game oder was auch immer. Und da nichts davon abgesprochen ist (sic!) bedeutet das erhöhte Aufmerksamkeit schon für die Struktur.
Schaut euch möglichst Harolds an und prüft ob ihr noch seht, wie der Aufbau ist oder nicht. Ich habe ausgesprochen klassisch strukturierte Harolds gesehen sowie welche, wo ich die Phasen nicht mehr zuordnen konnte. Mitschreiben half mir, die Struktur von gesehenen Harolds auseinander zu halten. Und das sorgte für Aha-Effekte. Macht das ruhig und schreibt in einer Show mit, wenn ihr euch ernsthaft an die volle Komplexität wagen wollt - egal wie seltsam das wirken mag.
Und spätestens hier fällt euch sicher auf, das der Einwand der Harold-Gegner durchaus schon seine Berechtigung hat - Impro als Selbstzweck. Allerdings ist die Strukturerkennung ja auch nur für Spieler interessant, für alle anderen zählt die Stärke des Gesamtstückes.
Deswegen geht das Thema behutsam an, macht zu Anfang nicht zu viel abweichendes, denn es gibt noch genug Sachen, die euch gleichzeitig fordern werden. Aber behaltet es schon einmal im Hinterkopf, denn das Thema Flexibilität kommt noch öfter.

Weitere Harold Artikel

Harold - Teil 1: Strukur
Harold - Teil 2: Group Opening
Harold - Teil 3: Die Aufteilung der Beats
Harold – Teil 4: Bezüge zwischen den Szenen
Filme und Serien mit Harold-Struktur

Schiedsrichter bei Impro-Matches

Foto: Klaus Friese (CC BY-SA 2.0)

Foto: Klaus Friese (CC BY-SA 2.0)

Bei einem Improtheaterwettkampf gibt es neben den beiden Mannschaften noch weitere Aufgaben auf der Bühne - die/der Moderator/in und die/der Schiedsrichter/in - was eine oder mehrere Personen ausfüllen können. Dabei gibt es für den Schiedsrichter ganz unterschiedliche herangehensweisen.

Der zurückgenommene Schiedsrichter
Die/der Schiri ist eine neutrale Person, also mehr der Organisator, erklärt kurz die Spiele und leitet die Abstimmung mit Jury oder Publikum. Hier bietet sich auch die Personalunion mit der Moderation an. In der Urform nach Keith Johnstone waren sogar 3 Schiedsrichter/innen dabei, die die Punkte vergaben. Dabei können gnadenlose Schiedsrichter/innen auch Punkte abziehen oder willkürlich vergeben und die Emotionen des Publikums noch weiter steigern. Beliebt ist dabei auch, das die/der Schiri vorsätzlich möglichst unbeliebt beim Publikum ankommt, um die Spieler um so heller scheinen zu lassen.

Schiri als Rolle
Die/der Schiedsrichter/in steht selbst als Rolle auf der Bühne. Damit nimmt die Figur auch sehr viel zentraler am Abendgeschehen teil und stielt mehr Fokus von den Spielern. Die Schiedsrichterfigur kann dabei stark überzeichnet sein, ob bürokratisch, aufbrausend, vertrottelt, egoman etc. Gelingt die Balance zwischen Figur und Spielgeschehen ist es recht hübsch anzusehen. Aber das Risiko ist höher, das es auch nicht funktioniert. Es ruht sehr viel mehr Verantwortung für den Abend dann auf dieser Spielfigur.

Das französische Modell
Im französchischen Raum etablierte sich Theatersport etwas anders. Es gab mehr formale Reglungen, um dem Publikum das Wesen des Improtheaters näher zu bringen. Der Schiedsrichter agierte noch mehr im Sport-Sinne. Regelverstöße wurden direkt während des Spiels per Pfiff und Geste des Schiedsrichters angezeigt. Je nach Schwere gab es nach ein bis drei Verstößen Strafpunkte. Darunter fielen technische Fouls wie Verspätetes Spiel (Schiri-Anzeige: Mit erhobenem Zeigefinger die Hand drehen), Illegale Spielerzahl (Mit der Hand an den Kopf schlagen) oder Nicht beachteter pantomimischer wie auch inhaltliche Fouls wie zum Beispiel Nicht respektiertes Thema oder Klischee [1]. Der Abzug der Punkte erfolgte dann nach der Szene.
Das französische Modell scheint im deutschen Raum inzwischen selten anzutreffen sein. Die Weltmeisterschaft 2006 wurde nach diesem System gespielt. Ich würde das ja gern einmal sehen bzw. selbst spielen, um abschätzen zu können, wie sich die enge Auslegung auf das Gesamtspiel auswirkt.

[1] Aus dem Improliga Rundbrief III/1998

Schiedsrichter-Handzeichen bei Fouls im Bewertungssystem der Ligue d'improvisation française (LIF)

1. Schwere Störung - Doppelte Bewegung des Unterarms
2. Verspätetes Spiel - Mit erhobenem Zeigefinger die Hand drehen
3. Illegale Spielerzahl - Mit der Hand an den Kopf schlagen
4. Nicht beachteter pantomimischer Gegenstand - Die Hand zieht am Schal
5. Formfehler - Wiederholte Schläge auf den Arm mit der Handkante
6. Sich lustig machen - Lange Nase zeigen
7. Nicht respektiertes Thema - Mit den Zeigefingern ein Rechteck malen
8. Klischee - Schlag auf die Fersen
9. Sich absetzen - Armbewegung von oben nach unten mit geschlossenen Fäusten
10. Verwirrung, Undeutlichkeit - Umdrehung der Arme vor der Brust
11. Härte, abstoßender Charakter - Faustschlag auf die offene Hand
12. Rollenverweigerung - Die Hand bedeckt das Gesicht
13. Kein oder zu wenig zuhören - Hand auf den Ellbogen
14. Verstopfen oder verschleppen (größerer Art) - Die Arme machen ein X Richtung Schultern
15. Schlechtes Verhalten - Die Hände auf die Hüften
16. Hauptspielbestrafung - Doppelte Handbewegung auf die Hüfte
17. Schon gesehen - Die Hand vor das Auge in Form eines O

TJ Jagodowski Statements

Einer der Megastars im Improv ist mit Sicherheit TJ Jagodowski vom Duo TJ & Dave. Seine größte Fähigkeit ist andere erstrahlen zu lassen. Hier ein Interview des in Chicago lebenden TJs - zwar in unendlich viele Teile zerkleinert, trotzdem sehr sehenswert. In diesem Video geht es um die spannende Frage: What happens when a player is burnt out?

Da kommt mir einiges bekannt vor.

Historie des Improtheaters in Deutschland

Meine Recherche über die Geschichte des Improtheaters ist durchaus schwierig. Das Internet als Quelle bildet für Frühzeit hauptsächlich Gründungen und Meisterschaften ab, und die Quellen sind rar. Trotzdem hier einmal eine Übersicht über Gründungen bis 1995 und stattgefundene Meisterschaften. Zum Teil gibt es sich widersprechende Quellen (z.B. wer die 2. Deutsche Meisterschaft gewann und wo die Europameisterschaft 1999 stattfand). Für jegliche Form der Ergänzung bin ich sehr dankbar.

Springmäuse Ahnengalerie

Springmäuse Ahnengalerie

Gruppengründungen in Deutschland

1983 Springmaus (Bonn)
1984 Die Stegreifbühne (Münster)
1987 Emscherblut (Dortmund)
1990 6 auf Kraut (Nürnberg), Beutelboxer (Würzburg), DRAMA light (Mannheim), projekttheater dresden, Harlekin Theater (Tübingen)
1992 fastfood Theater (München), Steife Brise (Hamburg), Hottenlotten (Bochum), Anonyme Improniker (Bamberg), Letzte Erlanger Oberhitze (Erlangen)
1993 Freispiel 38 ü. NN (Krefeld), Theater mit beschränkter Hoffnung (Konstanz)
1994 instant impro (Bremerhaven), Ampere Theater (Frankfurt/Main), placebotheater (Münster), Theater L.U.S.T. (Freiburg), TATwort (München)
1995 Theatersport Berlin, Theater RequiSiT (Hofheim), Ex- und Hopp (München), Die Riemenaufschneyder zu Würzburg, ImproVision (Erfurt)

Meisterschaften

1993 - 1. Deutsche Improtheater Meisterschaft in Dortmund
u.a. mit Emscherblut (Dortmund) - Gewinner, 6 auf Kraut (Nürnberg) - Vize, fastfood (München), Beutelboxer (Würzburg), DRAMA light (Mannheim), projekttheater dresden, Letzte Erlanger Oberhitze (Erlangen)

1995 - 2. Deutsche Improtheater Meisterschaft in Hamburg
u.a. mit fastfood (München) - Gewinner, Emscherblut (Dortmund) - Gewinner, Steife Brise (Hamburg), Springmaus (Bonn), Fortuna Faust (Tübingen), Beutelboxer (Würzburg), DRAMA light (Mannheim), Letzte Erlanger Oberhitze (Erlangen)

1996 - 3. Deutsche Improtheater Meisterschaft in München
u.a. mit fastfood (München) - Gewinner (geteilt), Freispiel 38 ü. NN (Krefeld) - Gewinner (geteilt), Beutelboxer (Würzburg), DRAMA light (Mannheim)
Es entstand darüber der Dokumentarfilm "Wie das Leben spielt."

2000 - 4. Deutsche Improtheater Meisterschaft in Nürnberg
u.a. mit fastfood (München) - Gewinner, DRAMA light (Mannheim) - Vize, Beutelboxer (Würzburg), 6 auf Kraut (Nürnberg)

2009 - 5. Deutsche Meisterschaft in Berlin
mit 6 auf Kraut (Nürnberg), DRAMA light (Mannheim), Emscherblut (Dortmund), fastfood (München) - Gewinner, Für Garderobe keine Haftung (Wiesbaden), Kaktussen (Würzburg), Lauter (Köln), Steife Brise (Hamburg), Theaterturbine (Leipzig)

Weitere internationale Wettbewerbe:
1998 - 6. französischsprachige Weltmeisterschaft (Coupe du monde) in Marcq-en-Baroeul (Frankreich)
Teams aus Argentinien, Frankreich, Belgien, Italien, der Schweiz, Kanada und dem Kongo mit Beteiligung von Emscherblut im Rahmenprogramm

1999 - 1. Europäische Meisterschaft im Improvisationstheater in Graz oder Dortmund
u.a. mit Theater im Bahnhof (Graz) - Gewinner, Emscherblut (Dortmund)

2006 - 1. Weltmeisterschaft im Improvisationstheater in Deutschland
mit 16 Teams aus Argentinen, Belgien - Gewinner, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Marokko, Neuseeland, Österreich, Russland, Schweden, Slowenien, USA, Simbabwe

Quellen
https://www.emscherblut.de/geschichte.htm
https://www.impro-theater.de/index.php?option=com_content&task=view&id=171&Itemid=2
https://www.fastfood-theater.de/story/
https://www.springmaus-theater.de/unser-haus/history.html
Springmaus Historie - Gründer Bill Mockridge erzählt wie alles begann
https://www.springmaus.com/history/history.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Fastfood_Theater
https://www.filmportal.de/film/wie-das-leben-spielt_758d9b10942d4349a400e631a56ccb22
https://www.beutelboxer.de/?page_id=476
https://www.6aufkraut.de/data/geschichte.html
https://www.drama-light.de/improvisationstheater/vita.php
https://www.hottenlotten.de/
https://theaterverlag.eu/13.Improkontakte.html?lc%5Bcountry%5D=DE&lc%5Bzip%5D=4
https://www.projekttheater.de/archiv/18_20%20jahre_alle%20seiten.pdf
https://www.theaterportal.de/detail_stueck?pident=22449
https://www.tuebingen.de/519.html#7123
https://www.instant-impro.de/index.php?id=oeffentlich
https://www.muenster.org/Stegreifbuehne/
https://www.ampere-theater.de/pages/ensemble.php
https://www.placebotheater.de/inhalte/ensemble/
https://www.theater-requisit.de/
https://www.tmbh.com/impro.html
https://www.harlekintheater.de/
https://www.theatersport-freiburg.de/christian-schulz.htm
https://www.tatwort.de/ensemble.html
https://www.ex-hopp.de/index.html
https://www.anonyme-improniker.de/
https://www.improvision.de/wir_sind.htm
https://www.theatersport-wm.de/wm/index.html

Audio:
Podcast von Claudia Hoppe mit Katharina Butting (Steife Brise), wo es unter anderem um die Gründungsphase der Steifen Brise und der 1. Meisterschaft Anfang der 90er geht. https://claudiahoppe.com/2013/10/29/podcast-nr-8-katharina-butting-steife-brise-gast-im-interview/

Paneldiskussion bei der IMPRO 2013 in Berlin über die Geschichte von Impro in Italien, Indien und den USA / Canada mit Davide Arcuri, Kaneez Surka, Mike Fly https://www.stephanholzapfel.de/Audio%20Panel%20IMPRO%202013.mp3.

Spickzettel fürs Zettelspiel

Zettelspiel
Das Konzept klingt überraschend schlicht: Zuschauer schreiben Zettel, Spieler lesen es auf der Bühne vor und werden dafür geliebt. Und in der Tat ist das wirklich so, es scheint ganz unabhängig vom Spiel zu sein - Zettelspiele funktionieren immer, zumindest fürs Publikum.
Ein Punkt für die Beliebtheit ist die "gefahrlose" Möglichkeit der Mitgestaltung. Mit etwas Zeit in der Pause denken sich viele etwas lustiges aus und legen eine beeindruckende Vorfreude an den Tag, ohne auf die Bühne zu müssen. Ich hab Leute während des Spiels bibbernd die Fäuste geballt von den Lippen ablesen können "nehmt mein Zettel, hoffentlich mein Zettel". Auch hab ich öfter nach der Show den Satz "Schade das meiner nicht dabei war" als zentralen Kritikpunkt der Show gehört. Es geht wirklich eine bezaubernde Kraft von dieser Art Interaktion aus. Die Spieler verkörpern stellvertretend den Zuschauer in diesem Moment.

Für Spieler ist das im Umkehrschluss gefährlich. Es reicht einfach Zettel vorzulesen. Es wird gelacht, ein weiterer Zettel folgt und wird wieder belohnt. Dabei entstehen nicht unbedingt großartige Szenen. Viel von dem Potential des Spiels bleibt ungenutzt. Daher habe ich mal die Punkte gesammelt, die meiner Meinung nach das ganze in eine Szene voller Magie verwandeln:

- Fordert wörtliche Rede auf die Zettel zu schreiben. Es ist sonst schwieriger, das Vorzulesende flüssig in Szenen zu integrieren. "Sätze die ihr heute gehört habt" oder "Sätze die ihr schon immer auf der Bühne hören wolltet" geben dem Publikum eine klare Vorstellung, was sie schreiben können.

- Nehmen euch Zeit vor dem ersten Zettel. Gebraucht wird eine klassisch solide Szenenbasis: stattet die Szene erst aus, definiert kurz Charakter, Beziehung, Ort.

- Steigert die Fallhöhe des Zettels. Macht den Satz schon vorher zu einem wichtigem Statement. Es ist nichts beiläufig Gesagtes. Lest den Zettels auch entsprechend vor.

- Macht verwendete Zettel unbrauchbar. Nichts ist nerviger als doppelt vorgelesene Sätze. Habt ihr die Zettel auf dem Boden liegen, zerknüllt die. Kommen die aus einem Gefäß, werft sie nicht dahin zurück. Das klingt banal, aber ich habe das mehrfach auf der Bühne passieren sehen.

- Sagt Ja zur Aussage des Satzes. Nehmt es in keinem Fall zurück, egal was es ist. Wenn der Zorn eurer Mitspieler über euch hereinbricht um so besser. Haltet die Gefahr aus. Hier liegt die eigentliche Aufgabe, wirklich alles in einer schönen Art und Weise in die Szene einzuarbeiten.

Damit bringt ihr die Zuschauer nicht nur zum Lachen sondern auch zum Staunen. Spielt ihr das Zettelspiel gut, passen die Sätze perfekt in die Szene, als ob es vorher verabredet war.

Kritiker vs. Publikum

Impromania - Gurke oder Banane
Eine Show-Review von mir ist auf Impro-News erschienen: Impromania: Harmonierende Unterschiedlichkeit bei Gurke Banane. Bei der Impromania handelte es sich um ein Formate-Wettstreit. jede der teilnehmenden Gruppen trat mit einem Vormat an, das die Zuschauer hinterher auf einer Sechserskala bewerten konnten. Wie in dem Artikel herauszulesen ist fand ich die Show sehr gelungen. Ebenso hatte ich den Eindruck, das Publikum amüsierte sich prächtig. Am Sonntag allerdings belegte das Format den 6. und letzten Platz. Das wunderte mich dann schon. Denn eine Supershow läßt ja auch das Format erstrahlen.
Gurke Banane als Format ist schon etwas älter, die Gorillas spielen es schon seit 7 Jahren jede Woche im Ratibor-Theater. Das kann sicher zu einigem Abzug geführt haben. Die Spieler waren auch sämtlichst nicht von den Gorillas und spielten ausgesprochen stark - vielelicht war das auch eine Überlegung bei den Zuschauern. Und letztendlich ist es natürlich immer fraglich, ob so schlechte Noten überhaupt vergeben werden. Da gibt es sicher sehr unterschiedliche Auffassungen über die Ausnutzung der vollen Skala. Daher ist der Gehalt des gewählten Verfahrens vielleicht auch etwas fraglich. Konkretere Fragestellungen, die bewertet werden sollen wären vielleicht denkbar, oder auch eine erklärendere An- oder Abmoderation.
Die Impromania gewonnen hat übrigens Rocket Sugar Factory mit dem Format "The great race pursuit chase", hier von Berlinerie beschrieben.

Improv World News #034: Whose Line is it Anyway?

Whose Line is it Anyway?
Nach einer kleinen Pause haben Thomas Jäkel und ich wieder gepodcastet. IWN #034 dreht sich um die erfolgreiche britische und amerikanische Variante der Impro TV-Show "Whose Line is it Anyway?".
Den Podcast könnt ihr euch hier anhören: https://www.impro-news.de/2013/10/improv-world-news-episode-034-18-10-2013-whose-line-is-it-anyway/. Viel Spaß.

BATS Improv Showreview

BATS Improv San Francisco
Ich hab zur Show im Bühnenrausch Berlin von BATS Improv aus San Francisco am 4.10.2013 was bei Impro-News.de geschrieben: https://www.impro-news.de/2013/10/starke-frauen-aus-san-francisco-bats-improv/. Es war eine sehr inspirierende Show. Bitte mehr davon.

Geschmeidige Szenenübergänge beim Impro

Szenenwechsel beim Impro
Szenenwechsel beim Impro

Foto: Benjamin Ragheb, CC BY-SA 2.0

Es gibt etliche Arten, eine Improszene zu beenden. Dabei können sich danach sowohl weitere Szenen anschließen, ein Moderationsteil folgen oder die Show (oder Halbzeit) zu Ende sein. Eigentlich ein ständig gebrauchtes Mittel und Handwerkszeug, dem teilweise erstaunlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Für mich interessante Faktoren sind dabei Klarheit für Publikum und Mitspieler, Geschwindigkeit und Kontexteinpassung.

Regieanweisung: Eine aussenstehende Regie, ob in einer Rolle agierend oder nicht ruft von Außen Szenenwechsel herein. Eine klassische Ausprägungsform davon ist die Gorilla-Theater-Form, die Keith Johnstone entwickelt hat. Durch den klar hereingerufenen Szenenwechsel sollten bei Spielern und Zuschauern keine Fragen auftauchen. Es eignet sich auch sehr gut für Einsteiger. Die Regie nimmt die Verantwortung für das Erkennen der Beats und des besten Zeitpunkts den Spielern ab. Aber alles hat seine zwei Seiten: Spieler achten ggf. weniger selbst auf Beats und verlieren an Spannung. Es kommt zu einer Verdrängung des eigenen Impulses den Mitspielern zu helfen. Ich würde den Szenenwechsel als eher langsam und eher wenig organisch bezeichnen.

Freeze: Mitspieler ausserhalb der Szenen rufen das Wort Freeze oder Klatschen.  Mit etwas Training reagieren die meisten Spieler darauf, das Publikum bekommt es erklärt oder lernt es relativ schnell. Bei Freeze wird im Allgemeinen erwartet, das die Spieler auf der Bühne bewegungslos einfrieren. Der neue Spieler klatscht einen Spieler aus der Szene per Schlag auf die Schulter aus und übernimmt dessen Körperhaltung. Freeze ist ebenso hoch invasiv wie die Regie von Außen, nur mit dem Unterschied das die Mitspieler jetzt selbst verantwortlich sind und damit hoffentlich wacher dem Geschehen folgen. Es ist die langsamste Szenenwechseltechnik. Ich mag gern hereinkommende Spieler mit etwas mehr Tempo, um die Standpausen zu minimieren.

Sweep: Das Wegfegen der Szene wird durch eine vollständigen Überquerung eines Mitspielers am vorderen Bühnenrand erreicht. Damit ist die Szene beendet, die Spieler gehen ab. Sollte hier einmal Unklarheit herrschen und es wird weiter gespielt, wird der Sweep wiederholt, gern auch von mehreren Mitspielern. Es gibt geteilte Meinungen, ob der sweepende Spieler auch gleich die nächste Szene anfangen sollte oder nicht. Ich bin der Meinung, das es als Unterstützung der Mitspieler viel wertvoller ist, einen Beat zu erkennen und die Szene zu beenden, es muss nicht gleich eine neue Idee dahinter stehen. Es sollten sich alle Spieler der Gruppe aktiv am Sweepen beteiligen. Ebenso schöner Effekt dabei ist, das die Spieler ihren Eintrittsort für die nächste Szene damit verändern können und generell etwas Lockerheit entsteht. Sweeps wirken oft sehr gut integriert und sind schnell, vor allem wenn der Sweepende tatsächlich direkt in die nächste Szene einsteigt.

Focuswechsel: Während die Akteure noch spielen, fängt ein oder mehrere Mitspieler an, auf der Bühne zu agieren. Dabei können sie lauter werden, deutlicher in den Vordergrund treten oder einfach eine andere Dynamik haben. Die bisherigen Spieler nehmen das wahr und blenden ihre Szene in der gleichen Art aus wie die anderen langsam einblenden. Dieser Wechsel ist sehr organisch und wirk unglaublich toll, erfordert aber auch sehr viel Aufmerksamkeit. Sollten mehrere Spieler einfaden, können sie sich zum Beispiel mit Blicken abstimmen. Es gibt quasi gar keinen Leerraum zwischen den Szenen.

Lichtblende: Gibt es bei der Show eine/ Lichttechniker/in, kann mittels wechselnder Beleuchtung ein Szenenwechsel forciert werden. Dabei können je nach Gegebenheit Farben, einzeln beleuchtete Bühnenplätze oder kurze Schwarzblenden dienen. Die Geschwindigkeit dabei ist sehr hoch, da der Zuschauer die ganze Zeit visuell beschäftigt ist. Dabei sind sie für das Publikum oft schneller klar als für die Spieler und benötigen deshalb verstärkte Aufmerksamkeit. Blenden wirken immer sehr elegant, oftmals kommen im Anschluss fragen, was davon Absprache war.

Musikblende: Auch eure/euer Musiker/in kann Szenenwechsel einleiten. Dabei können sowohl bereits etablierte Klangmuster verwendet werden wie auch sich deutlich abgrenzende Sounds. Auch Musikblenden wirken sehr organisch und gut passend, erfordern aber auch viel Aufmerksamkeit der Spieler.

Neue Initiationen: Es gibt den Szenenwechsel auch aus der Szene heraus ohne jegliche formalisierten Zeichen. Dabei beginnt ein/e bereits in der Szene befindliche/r Spieler/in eine deutlich ausserhalb der Szene liegende neue Szene. Oft ist das gepaart mit einem gut unterscheidbaren anderem Character. So können ebenfalls zu bereits etablierten Charakteren und deren Szenen gewechselt werden. Dieser Wechsel birgt das größte Potential für Missverständnisse bei Spielern und Publikum. Daher sollte hier mit größter Aufmerksamkeit auf die schnelle Unterscheidbarkeit geachtet werden. Da alles bei gefüllter Bühne passiert ist auch keinerlei Lücke zwischen den Szenen.

Andere Formen: Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, andere Verabredungen zu Szenenwechseln zu machen. So ist zum Beispiel beim Format "Toaster" das Hinknien bzw. das Aufstehen eines beliebigen Spielers das Zeichen zum Szenenwechsel. Wird originaler Shakespeare-Stil gespielt, so beendet ein Reim eine Szene (denn in der reinen Handlung seiner Komödien und Dramen reimt Shakespeare nicht). In dieser Art gibt es sicher noch weitere Beispiele. Schreibt gern in den Kommentaren, was euch noch dazu einfällt.

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