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Squirrel

Stille ist eine dritte Mitspielerin

TJ in silence, iO Chicago
Erweiterung zum letzten Blogpost. Ruhe ist ein schwierig einzusetzendes und gleichzeitig ungeheuer wirkungsvolles Bühnenmittel. Es ist noch am Einfachsten in einer Zweierszene. Denn es gilt Zug um Zug, und wenn eine dramatische Zeile gefallen ist, wissen beide, das Stille und oft Blickkontakt mehr sagen können als dann wildes Geplapper. Bei Mehrpersonen-Szenen muss das Ereignis schon riesig sein, damit alle sich auf Schweigen einigen. Gut ist es, wenn ein Spieler das Bühnenzentrum einnimmt und seine Gefühle zeigt. Das nimmt den Druck von den anderen Spielern.
Schweigen kann man auch üben. Jeder Satz einer Szene muss mit vorherigem Schweigen beginnen, zwischen 30 Sekunden und drei Minuten. Das hat auch noch andere Effekte: Ihr hört besser zu und jeder Satz bekommt viel mehr Bedeutung. Ihr entledigt euch des Füllmaterials. Und zum Zweiten zwingt es euch, eure Reaktion schon vorher zu zeigen, bevor ihr anfangt zu sprechen. Damit werden die Reaktionen emotionaler und klarer, ihr habt euch schon entschieden und formt es dann nur noch in Worte. Vielleicht sind die Worte dann sogar überflüssig. Probiert es aus.

Ruhe vs. Langeweile im Impro

Silent Scene - Davide Arcuri & PerGottfredson

Silent Scene - Davide Arcuri & PerGottfredson

Ruhe ist eine weitere Mitspielerin. Lernt sie auf der Bühne willkommen zu heißen. Die Spannung der Szene steigt, das Publikum projiziert seine Gefühle auf die Spieler/innen. Das fühlt sich manchmal seltsam an, aber es funktioniert. Eure Körper übernehmen hier sprechen. Nur wenn sie das nicht szenisch genug tun, kommt Langeweile auf.
Für Mitspieler von außen ist es oft ein Problem, zu erkennen, ob Hilfe gebraucht wird oder nicht. Daher verübelt es niemandem, die/der euch retten will und in die Stille springt. Niemand hat die Erlaubnis, es langweilig auf der Bühne werden zu lassen!

Das Impro-Regeln-Paradoxon

Es gibt nur eine Regel: Es gibt keine Regel!

"Es gibt keine Regeln beim Improtheater, ich nenne Dir mal die zehn Wichtigsten."

Im Improtheater ist alles möglich, es gibt keine Begrenzungen. Genau deshalb wird auf einer leeren Bühne gespielt - nur Stühle sind vorhanden - um wirklich alles zu imaginieren zu können, Grenzen existieren nicht. Demnach kann dadurch keine Regeln wirksam sein. Und doch existieren sie. Ein klassisches Paradoxon?
Beim Improtheater geben wir uns Regeln, um uns von nicht bühnengeeigneten Angewohnheiten abzuhalten. Davon gibt es eine ganze Menge:

  • Stell keine Fragen
  • Kämpfe nicht
  • Verneine nicht
  • Vermeide Belehrungsszenen
  • Verhandle nicht um Geld (keine Transaktionsszenen)
  • Sprich nicht über die Vergangenheit oder die Zukunft
  • Sprich nicht über Charaktere die nicht in der Szene sind
  • Vermeide Talking Heads (statische Sprechszenen)
  • ...

Es schließt es trotzdem nicht aus, das großartige Szenen damit entstehen können. Hier liegt der erste Denkfehler. Regeln sind beim Einsteigern in eine neue Materie wie dem Improtheater spielen nützlich, denn sie verankern sich im Kopf und lassen sich gut abrufen. Nur wenn es immer mehr werden wird es schwierig, auf jede Einzelne acht zu geben. Daher geht mit dem Fortschreiten der Fähigkeiten einher, das bestimmte Regeln so verinnerlicht sind, das die/der Spieler/in sich nicht mehr aktiv mit ihnen beschäftigen muss - Regel-Autopilot. Erreicht die/der Spieler/in den Meistergrad, können solche Regeln sogar behindern und von Entscheidungen abhalten. Aber die/der Meister/in sieht das große Bild und läuft nicht mehr in die kleinen Fallen. Bewußtes brechen schafft dann erst die nötige Freiheit.

Zweiter Punkt: Es sind alles Verbote und alle haben ihre Gründe in empirischen Beobachtungen, das diese verbotenen Bühnenhandlungen weniger überzeugende Szenen liefern. Vielleicht wäre es einfach effektiver, diese Verbote in positive Impro-Empfehlungen zu wandeln.

  • Akzeptiere und füge etwas hinzu
  • Reagiere emotional
  • Sei wahrhaftig

Jede der vorherigen Verbotsregeln (und vieler weiterer) führt schnell zum ignorieren ein- oder mehrerer dieser Impro-Empfehlungen. Die erste Empfehlung ist das klassische YES, AND ... wobei hierbei die/der Spieler/in JA sagt, nicht zwingend der Bühnencharakter - das ist ein häufiger Irrtum. Unabdingbar ist auch das hinzufügen einer neuen Information - der AND-Teil. Mit Emotionalität und Wahrhaftigkeit werden die Entscheidungen und das Handeln für die Charaktere wichtig und damit gewinnt jede Szene spürbar an Dichte.

Und hier kommt die Stärke dieser positiven Auslegung: natürlich kann eine Frage ein vorheriges Angebot akzeptieren, etwas hinzufügen, emotional und wahrhaftig sein. Und genau dann führen auch Fragen weiter in hoffentlich ungeahnte Szenenhöhen. Ich spiele aktuell mit dem Mantra dieser drei Impro-Empfehlungen. Und es macht das Improvisieren für mich sehr viel entspannter und leichter.

Impro Langform Duos in Chicago: TJ & Dave, Blessing & Dummy

Aktuell gibt es nur 3 Duo-Shows pro Woche, und die sind absolut herausragend. Am Chicago iO sind fast alle Shows mit relativ vielen Spielern bestückt - Harold-Teams bestehen aus 8-14 Improvisateuren oder der Armando mit wechselndem Cast passiert nicht unter 10 Spielern, den Bühnenzeit ist dort mit dem riesigen Spielerpotential Chicagos kostbar.

TJ & Dave
TJ and Dave
TJ Jagodowski and David Pasquesi sind inzwischen weit über die Grenzen Chicagos bekannt. Die beiden gehen ohne Vorgabe auf die Bühne, nehmen Augenkontakt mit sich und dem Publikum auf und mit den Worten "Trust us, this is all made up". Licht blendet auf schwarz und die Position der beiden auf der Bühne ist ihre Inspiration. Danach folgt ein Schritt für Schritt Aufbau einer facettenreichen Geschichte. Beide spielen in den Szenen mit mehreren Charakteren gleichzeitig. Die Bühne sehen sie als Raum wie er ist und scheuen sich nicht davor, auch mit dem Rücken zum Publikum zu spielen, wenn es die Platzierung verlangt. Jedes eingefügte Detail ist wichtig für die Story, es entsteht nach knapp 60 Minuten eine so reiche und spannende Welt, die das Wort Mindblowing angemessen erscheinen lässt. Zahlreiche Auszeichnungen als beste Improshow Chicagos sprechen für sich.

Blessing
Bei Blessing haben sich die beiden Improv-Stars Susan Messing und Blaine Swen zusammengetan. Susan als eine der Founder des Annoyance Theater ist eine Legende in Chicago, ebenso wie Blaine, dem Gründer und herausragendem Akteur der Improvised Shakespeare Company (siehe Rezension). Die beiden lassen sich ein Wort vom Publikum geben und spielen dann mehrere Storylines ineinander verschachtelt. Beide sind sehr energetische Spieler und wirbeln 30 Minuten herum.

Dummy
Dummy - Collen Doyle & Jason Shotts
Dummy sind Colleen Doyle und Jason Shotts, die auch privat ein Paar sind. Beide spielen in Harold-Teams am Chicago iO und sind als Duo-Urlaubsvertretung für TJ & Dave gestartet - und das so spektakulär, das sie eine eigene wöchentliche Show bekamen. Die beiden holen sich am interaktivsten ihre Vorgabe und interviewen dazu einen Zuschauer. Sehr charmant fragen sie nach Erlebnissen, Lebensumständen und spannenden Details. Diese fließen dann direkt in die Geschichte ein, die die beiden mit viel Ruhe auf der Bühne entwickeln. Colleen und Jason wechseln dabei auch Charaktere, bleiben aber immer fokussiert auf die Haupthelden der Geschichte. Sie sind in der Lage den Spannungsbogen stetig zu verstärken und unglaublich intensive Beziehungen zwischen den Figuren zu erschaffen.

Fazit: Alle drei sind Must Seen-Shows in Chicago, so unglaublich gut, das es schon fast nicht mehr improvisiert erscheint. Die gemeinsame Stärke liegt im sich Zeit nehmen um die Geschichten präzise und intensiv aufzubauen.

Infographic for the improv long form Armando

Hier eine Infographic zur Struktur des Improformats The Armando Diaz Theatrical Experience and Hootenanny, oder kurz Armando. Eine Beschreibung zum Format findet ihr unter anderem im Wiki des Improv Resource Centers.

Here is a infographic from the structure of the improv format The Armando Diaz Theatrical Experience and Hootenanny, or in short Armando. You can find a format description at the Improv Resource Center Wiki.

Infographic Armando Dias Improv Long Form

Creative Commons CC BY SA 3.0 blog.macrone.de

Für Hinweise zum Verdeutlichen oder Fehler bin ich sehr dankbar.
Feel free to comment or contact me if there is something missing or wrong.

Deutschsprachige Improtheater-Podcasts

deutschsprachige Impro Podcasts
Am Freitag hatte ich die große Freude gleich zwei verschiedene Impro-Podcasts machen zu dürfen. Da bietet es sich doch an, das Thema deutschsprachige Podcasts über Improvisationstheater etwas mehr zu beleuchten.

Impro-News.de Podcast
https://www.impro-news.de/tag/podcast
Der Blog Impro-News.de zum aktuellen Improgeschehen macht seit April 2010 auch Podcasts. In Interviews werden Improspieler eingeladen und beleuchten ausführlich sich anbietende Themen wie Spiel- und Stil-Aspekte, Impro-Events und was sonst so interessant und wissenswert ist. Die Fragen von Seiten Impro-News.de stellen meist Thomas Jäkel und Marco Brüders.
Seit 2012 gibt es bei Impro-News ein zweites Podcast-Format, die Improv World News. In den ersten 30 Folgen haben Thomas Jäkel und ich dort wöchentlich Termine aus der Welt, Deutschland und insbesondere Berlin / Brandenburg vorgestellt. Seit der Sendung von Freitag haben wir mit Folge #31 unser Konzept verändert und besprechen nun einen thematischen Schwerpunkt (wie z.B. ein Improblog oder ein Festival) etwas ausführlicher und hängen die anderen Termine hinten an. Der Rhythmus wird zu 14-tägig verändert.

Frequenz 9
https://frequenz9.de/
Die Berliner Stefan Ziron und Georg Weisfeld beschäftigen sich auch schon seit 2010 mit Podcasts in diversen Formen. Unter dem daraus hervorgegangenem Label Frequenz 9 entwickelten sie zusammen mit Thomas Jäkel die Podcastformate FrequenzKultur von Kunst- und Kulturschaffenden für Kunst- und Kulturschaffenden sowie FrequenzImpro, einem HowTo zum Thema Impro. Dabei wird pro Folge ein sehr spezielles Thema beleuchtet, sei es Impro-Oper oder was ideale Bühnen ausmachen.

Claudia Hoppe
https://claudiahoppe.com/blog/
Claudia Hoppe von den Improbanden aus Berlin hat 2013 angefangen, Podcasts zum Thema Improtheater in ihrem Heimstudio zu produzieren. Dabei gibt es monologartige Episoden zu einem bestimmten Thema, wie zum Beispiel Spielfreude und Verspieltheit. Ich durfte als erster Interviewgast mit Claudia über das iO Improv Summer Intensive in Chicago sprechen. Weitere Interviewpartner sollen folgen verriet mir Claudia.

Immerhin drei Podcasts - trotzdem denke ich das da noch mehr geht. Und auch das ausschließlich wir Berliner hier über Impro sprechen ist doch auch kein Zustand. Also ran ans Gerät! Wenn ihr Fragen zum podcasten habt, wir helfen euch gern.

Felt – Impro mit Puppen

Felt - Improv Your Mom Warned About You
Rockende Fellwesen beginnen die wöchentliche Improshow von Felt. Hier spielen ausschließlich Puppen Impro, die Spieler sind verborgen. Es geht derb zu, es ist Puppenspiel für Erwachsene. Die Langform besteht aus Szenen mit 2 bis 6 Puppen gleichzeitig, mit einer Publikumsvorgabe von Szene zu Szene wandern. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Puppen, die in ihren jeweiligen Charakteren auf der Bühne erscheinen, etwas weniger Charaktere würden allerdings auch reichen. Die Abstimmung und das Spielniveau ist gut. Die Szenen spielen in der realen Welt, allerdings würde ich mir manchmal etwas mehr Phantasie bei der Gestaltung der Beziehungen untereinander wünschen. Ein Teil des Humors kommt von einer sehr unverblühmten Sprache, die sonst auf Bühnen wohl wenig anzutreffen ist. Daher erinnert mich Felt auch weniger an das große Vorbild alles Puppen-Comedy - die Muppetsshow, sondern eher an Meet the Feebles, einer abgründigen Parodie von Peter Jackson.
Das Thema Puppen und Impro scheint sich dabei auszubreiten. Beim Chicago Improv Festival 2013 hatte Puppetery schon einen eigenen Slot, Felt dürfte da seinen Beitrag mit geleistet haben. Auch in Deutschland fängt es an, die Steife Brise aus Hamburg experimentiert in ihrem Format: "b.freit" mit Puppen und Stofftieren.

Felt & Harold-Team Tagout
Bevor Felt auf die Bühne kommt, gibt es ein wöchentlich anderes Harold-Team zu sehen. Zum Abschluss gibt es dann Tagouts vom Harold-Team zusammen mit den Puppen, wobei Menschen nur Menschen und Puppen nur Puppen austaggen dürfen. Das sieht etwas statisch aus durch die etwas eingeschränkte Bewegungsfreiheit, hat aber durchaus seinen Charme.

Insgesamt eine schöne Show, nicht mehr und nicht weniger.

Impro mit Serien: Improvised Star Trek und Improvised Scrubs Anatomy

Im Programm der iO ist um Mitternacht Zeit für unorthodoxe Impro-Formate. Dort zu finden sind die beiden sehr unterschiedlichen Shows Improvised Star Trek und Improvised Scrubs Anatomy. Die beiden jeweils etwa 60 Minuten dauernden Langformen haben TV-Serien als Basis und erzählen Geschichten aus diesem Storyuniversum.

Improvised Star Trek
Improvised Star Trek kommt eigentlich aus der Fan Fiction Podcast-Ecke. Sie produzieren 2x im Monat eine Hörspielepisode nach Vorgaben via Facebook und Twitter und werden von der Community wohlwollend aufgenommen. Die Crew der USS Sisyphus um ihren Captain Julius Valentine Baxter kommt mit vorgefertigten Charakteren auf die Bühne und beginnt nach dem Einholen des Titels der Episode vom Publikum im dünn besuchten iO Chicago direkt in das Geschehen einzusteigen. Es orientiert sich sehr stark an der Erzählweise der ältesten Star Trek-Staffeln - Verstrickungen an Bord sowie Geschehnisse auf einem fremden Planeten. Das handwerkliche Spielvermögen der Mitglieder ist recht unterschiedlich. So ist die Spanne von ausgesprochen spielstark - Capitain ist Mitglied bei der Improvised Shakespeare Company - bis zu Improunerfahren. Dieses Ungleichgewicht führt zu einem insgesamt sehr trashigen Bühnenerlebnis - viel Sprechen über die Handlung, wenig auf der Beziehungsebene. Schade.

Improvised Scrubs Anatomy
Improvised Scrubs Anatomy verfolgt einen offeneren Ansatz des Starts in die Geschichte. Die 8 Spieler kommen in Krankenhauskleidung auf die Bühne, die keinerlei Statusinformation enthält. Grundlage sind hier die erfolgreichen Serien Scrubs - Die Anfänger, in der auch einige Szenen improvisiert gedreht werden, sowie Grey's Anatomy. Es wird ein wenig mit dem Publikum über Krankenhauserlebnisse der letzten Zeit geplaudert. Ein tatsächlich anwesender Arzt liefert das Thema des Abends, ein Drogenschmuggelfund im Körper einer Patentin. Es wird sehr schön mit Elementen der Serien gespielt, Schnitte zu diversen Locations, Splitscreens mit OP und wartenden Angehörigen oder dem Durchbrechen der 4. Wand und direkter Ansprache des Publikums. Und es geht zum größten Teil um die Beziehungen innerhalb des Teams, genau wie es sein soll. Die Akteure spielen wahrhaftig, es kommt Humor, Klamauk wie auch echte Gefühle und Drama vor. Zweimal werden die Szenen von abstrakten Gruppengames unterbrochen - die Anlehnung an das Harold-Format generiert hier neue Ideen, die später aufgegriffen werden. Das Spielniveau ist gut, der Themenkreis Krankenhaus hat sehr viel Potential.

BASH! – das Solo Impro-Musical mit Blaine Swen

Bash - Impro Solo Musical mit Blaine Swen
Schon als ich hörte, es gibt jemand der in Chicago ein Solo Impro-Musical spielt, war ein erster Gedanke, das MUSS ich unbedingt sehen, das ist zu absurd. Als ich dann erfuhr, es war ein Format von einem der Starspieler am iO Chicago - Blaine Swen, dem Begründer und herausragendem Akteur der Improvised Shakespeare Company wußte ich, das es möglich ist. Leider steht BASH! schon länger nicht mehr auf dem Spielplan. Aber manchmal spielt das Glück mit. Blessing, eine Duo-Show von Susann Messing und Blain Swen wird wöchentlich gespielt - und Susan weilte für 2 Wochen zum Unterrichten in London. Der "Ersatz" für die beiden Shows war tatsächlich die Wiederaufnahme des Solo Impro-Musicals BASH! Wir bekamen den Hauptgewinn - doppelt, YEAH!

Bash - Impro Solo Musical mit Blaine Swen
Blaine holt sich am Anfang eine Inspiration vom Publikum, Johnny Depp Movies war es bei der ersten Show. Dave Asher, musikalischer Leiter des iO begleitet am Klavier gekonnt und gibt viel Inspiration in die Szenen und fordert den Spieler mit Stilen und Ideen. Die klassisch mit nur 3 Stühlen ausgestatte Bühne im Caberet Theater des iO erstrahlt mit der Präsenz von Blaine, der mit unglaublicher Eleganz diverse Figuren auf die Bühne zaubert, diese in kurze Szenen verwickelt und von ihren Gefühlen singt. Souverän spielt er Johnny Depp, dessen Inspirations-Figuren für kommende Filme, leidenden Schauspieler-Kollegen und mehr mit viel Wärme, Charme, Poesie und Witz. Alle Szenen haben Tiefgang, sind wahrhaftig und packend. Die Szenen sind assoziativ aneinander gesetzt wie eine Montage, die unter einem Hauptthema steht, weniger eine durchgehende Geschichte. Jedoch sind die Szenen eng verbunden, Charaktere kehren wieder, es ist kraftvoll und ausdrucksstark. Blaine singt emotional, stilistisch vielseitig und gekonnt. Er tanzt, flirtet mit dem Publikum und singt mit sich selbst Duette oder einen Ein-Mann-Chorus.

Es ist unfassbar, wie Blaine Swen ohne wirklich Zeit zu haben nicht nur die Kontrolle über alles behält, sondern sichtlich die Bühnenzeit genießt. Es scheint keinerlei Streß für ihn zu sein, ein solches Musical mit Leichtigkeit aus dem Ärmel zu schütteln. Es war eine der schönsten und magischsten Impro-Shows, die ich je sah. Anhaltende standing Ovations und reihenweise leuchtende Gesichter waren nach diesen fantastischen 30 Minuten der Lohn.

Das Adler-Planetarium – Nordamerikas erstes Planetarium

The Universe: A Walk Through Space and Time
Das direkt am Lake Michigan liegende 1930 erbaute Adler-Planetarium zeigt neben vielen weltraumbezogenen Ausstellungen auch den wenig beleuchteten Aspekt Planetariumshistorie. Zwei große Kuppelsäle werden unterschiedlich betreiben: das Definiti Space Theater mit dem mittigen Carl-Zeiss-Projektor der frühen Zeiss II Baureihe von 1930, die ja etwas von einem futuristischem Riesenknochen haben. Dieser Zeiss-Projektor war der erste, der ausserhalb Europas betrieben wurde. Der Unternehmer Max Adler besuchte 1928 das "Wunder von Jena", den ersten Projektor dieser Art und war so beeindruckt, das er das Geld für das Chicagoer Planetarium stiftete.

Der zweite Kuppelsaal beherbergt das Grainger Sky Theater mit mehreren Projektoren von der Rückwand. Die beiden Shows die ich dort gesehen habe (Welcome to the Universe und Cosmic Wonders) waren solide, allein das Thema Weltraum übt seine Faszination aus und fesselt. Hinzu kommt noch ein 3D-fähiges Theater mit frontaler Leinwand, die den aktuellen Stand der Kinotechnik zeigen.

Atwood Sphere
Historisch sehr spannend ist im Untergeschoß die 1913 in Betrieb genommene Atwood Sphere, das älteste noch funktionstüchtige Planetarium in Amerika. Hier konnten Astronomiestudenten den Himmel über Chicago genauer untersuchen. Es gleicht einem überdimensionalem Betonmischer-Kugel, in die ein Wagen mit 8 Personen hineinfährt. Die Kugel dreht sich und durch winzige sorgsam per Hand gebohrte Löcher sieht man die Himmelskörper aus der Sichtweise von vor 100 Jahren. Die damalige Skyline Chicagos ist eingezeichnet und unterscheidet sich massiv von der heutigen. Die aktuelle Führung dauert etwa 10 Minuten.

Mehr zur Historie von Planetarien findet sich hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Timeline_of_planetariums



In den diversen sehr schön gemachten Ausstellungen sind die herausragenden Exponate eine orginal Gemini 12 Landekapsel sowie ein orginalgetreues Model des Curiosity Mars-Rovers. Insgesamt würde ich mindestens 3 Stunden für das Planetarium einplanen und danach bieten die unmittelbaren Nachbarn - das Field Museum sowie das Shredd-Aquarium - weitere Angebote für einen naturwissenschaftlichen Tagesausflug.

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