Diese Woche habe ich zum Thema Impro-Festivals gepodcastet zusammen mit Thomas Jäckel. Wir versuchen jetzt wieder mit unseren Improv World News in den 14-Tages-Rythmus zu kommen, das Jahr fing etwas schleppend an. Hier mal ein Rückblick:
Wir haben in gebrochenem English angefangen, und waren sehr nerdig - viel Termine, viele Namen, wenig allgemein interessante Sachen. Im letzten Jahr haben wir dann auf deutsch umgestellt. Ebenso haben wir jetzt ein allgemeines Hauptthema, über das wir unsere Meinung austauschen und das beleuchten. Erst danach kommen Termine, aber nicht nicht mehr so ausführlich. Die Umstellung ist zumindest den Zuhörerzahlen sehr gut bekommen. Wir liegen jetzt zwischen 60 und 120 Downloads pro Folge. In Anbetracht der Gesamtgröße der deutschsprachigen Improspieler, die dann noch Podcasts dazu hören wollen, gar nicht so schlecht.
Daher vielen Dank fürs zuhören. Was uns bisher nicht gelingt, ist der Anfang eines Dialoges - Kommentare im Blog, Facebook oder Twitter sind immer noch selten. Na mal schauen, was wir da noch machen können. Es macht mir jedenfalls nach wie vor auch selbst Spaß, die Sachen vorzubereiten und ein Talk mit Thomas über Impro ist auch immer wieder schön.
Daher einfach mal ein Danke für die Unterstützung an alle, die uns da mit Feedback geholfen haben - Olli, Claudia, Stephan und Marco ... bestimmt habe ich da noch einige vergessen.
Hier ein paar kleine Erfahrungen aus einem Kurs Mime und Pantomime bei Jörg Brennecke. Erste Erkenntnis nach Muskelkater nach einem Tag - mehr Physisches tun, denn schließlich ist der Körper ja das Material zum darstellen.
Mir war neu, das es mehrere moderne Schulen der Pantomime gibt. An dem Wochenende ging es mehr um Mime corporel dramatique, also um das zeigen von Gedanken und Gefühlen - aber natürlich gab es auch Objektarbeit (Würfel, Glaskasten, Gegenstände), was eher der Illusionsmime zuzuordnen ist.
Beginnen mit 4 Tempi wurden 4 Grundbewegungsmuster etabliert, große und kleine Bewegungen sowie fließende und eckige. Abwechselnd Spannung und Entspannung sowie die Wahrnehmung der Achse und der Balace bilden Grundeinheiten. Die Grundemotionen sind dabei in dem Aufrichtungsgrad des Brustbeines, was beim Impro als Hoch- und Tiefstatus bekannt ist. Schön hier zu üben, das nicht der Status gezeigt wird, sondern eine Handlung, der Staus liegt dezent darunter und ist damit absolut sichtbar. Der Oberkörper wird dabei in 3 Arten bewegt - als Welle für Dramatik, als Drehung für Kontakt und als Verschiebung für Kraft/Wirkung. Die Reihenfolge Blick / Vorsatz, Bewegung / Handlung, Endpunkt setzen macht sehr viel an Plastizität aus. Mit der Isolation von Bewegungen sieht das alles sehr viel präziser aus, es kommt mehr zu einer Bühnenspannung.
Bei Objekten zeigt Pantomime das nicht sichtbare, also oft die Grenze sowie die Beschaffenheit und das Gewicht. Die Illusion entsteht, wenn die Spezifika des Objekts visualisiert werden und das Publikum diese auch schon kennen kann. Auch magische Eigenschaften funktionieren (wie z.B. schweben), sofern die Magie dann ihre innewohnende Logik behält.
Als Übung recht spannend fand ich das Erzählen einer Geschichte in 5 Standbildern. Hier ist tatsächlich sehr viel Augenmerk darauf, möglichst dynamische Bühnenbilder zu schaffen. Dynamik entsteht durch ein hohes Maß an Instabilität bzw. Inbalance. Das zu halten ist eine gute Technik, um Bühnendramatik zu entwickeln. Der Weg zwischen den Endpunkten ist uninteressant und kann sehr schnell wechseln, der Enpunkt der Inbalance sollte dagegen möglichst lange sichtbar bleiben. Im Idealfall klärt sich dabei auch das Was und Warum - und zwar alles ohne Worte. Wir hatten auch kleine improvisierte Szenen, die mir alle sehr gut gefallen haben. Es braucht weniger Wort als wir denken.
In diesem Jahr hatte ich die Freude, die Gestaltung vom Berliner Impro Marathon übernehmen zu dürfen. Die Gestaltung richtet sich dabei ja an Zuschauer wie die Mitspieler gleichermaßen. Die Teilnehmer sollen ja auch mit Stolz darauf verweisen können, das sie bei diesem gemeinsamen Projekt von aktuell 16 Berliner Gruppen mitwirken, um das Thema Improtheater nach vorn zu bringen. Gleichzeitig macht Impro vor mehr Publikum einfach auch mehr Spaß.
Die Grundidee bei der Entwicklung des CI war, zu zeigen das Impro vielfältig ist und das auch beim Marathon sichtbar werden soll. So entstand die Idee, verschiedene Motive zu nutzen, die durch eine gemeinsame Formsprache als zusammengehörig erkennbar bleiben. Letztendlich sind mehrfarbige Varianten inklusive des Logos entstanden, die die Vielseitigkeit von Improtheater noch mehr repräsentieren.
Das Logo selbst blieb dann selbst rein typographisch und in einer klassischen Grundform - dem Kreis, um möglichst viel Variabilität beim Einbau zu haben. So können sich Gruppen mit dem Batch als Teilnehmer kennzeichnen, egal wie deren Webseiten aufgebaut sind. Und es gibt auch fröhlich animierte Gifs, die farbig vor sich hin leuchten.
Die Website folgte dann farbig etwas zurückgenommener und benutzt die bunten Elemente zum Herausheben der Funktionalität. Allein durch die Größe des Events im letzten Jahr und was wir in diesem Jahr planen werden relativ viel Informationen dort verfügbar sein. Deshalb stand Klarheit und Übersichtlichkeit hier ganz im Zentrum des gewählten Ansatzes. Natürlich ist das gleich responsive und funktioniert ebenso für Tablets und Mobile Phones.
In einer Vorstellungsrunde mit den Gruppen wurde das Design sehr positiv aufgenommen, was sehr wichtig und schön war. Damit ging dann der Druck der Postkartensätze danach los. Jetzt beginnt schon die Vorfreude auf diesen großartigen Event. 12 Stunden Impro, Yeah!
Ich habe für Impro-News mit Andreas Wolf aus München gesprochen und es entstand ein knapp halbstündiges Interview. Andreas Wolf ist ja einer der ersten Spielergeneration in Deutschland und Mitbegründer von fastfood Theater. Wir haben über das große Turnier - den Improcup - gesprochen. Wie ich finde einige sehr interessante Ansätze, wie sie Ihre theatersport-Turnierform entwickelt haben.
Das Ergebnis gibt es hier zu hören: https://www.impro-news.de/2014/02/interview-mit-andreas-wolf-ueber-den-fastfood-improcup/
Gilt ein Gesetz, was für Drehbücher gilt auch für (wahrhaftige) Impro-Szenen? Ich denke gerade über dieses Drehbuch-Gesetz nach: "Nur eine außergewöhnliche Kraft pro Geschichte." Die mit dem wohlklingenden Namen "Double Mumbo-Jumbo" (Doppelter Hokuspokus) beschriebene Regel von Blake Snyder findet ihr in seinem wundervollen Buch "Save the cat".
Kommen Alien in der Geschichte vor, sollten sie nicht noch zu Vampiren werden und ausserirdisch und untot sein. Nun sind manche Genre prädestiniert dafür, mehr als einen magischen Moment zu haben. Vor allem Superhero-Geschichten haben oft neben dem Held den Antagonisten - beide mit Kräften ausgestattet, die übernatürliches bewirken. Aber auch hier ist es möglich, das zu bündeln und wir sollten es tun. So kann der gleiche Auslöser für die Verwandlung der Widersacher verantwortlich sein. Denn als Basis einen Parameter der Realität verändern nimmt das Publikum gern an, kommt ein Zweiter irgendwann hinzu, leidet die komplette Glaubwürdigkeit. Denn wer garantiert, das nicht noch ein drittes magisches Event kommt und nochmals alles umwirft.
Da ist sicher einiges dran. Nun kommt die Frage: was wenn wir nicht wahrhaftig spielen wollen? Und die Antwort ist: die emotionale Bindung des Publikums zur Story ist dann schwerer hinzubekommen. Ihr nehmt euch also damit Freiheitsgrade, eine Hach-Geschichte zu kreieren. Trotzdem kann es natürlich großer Spaß sein, solchen Trash oder Genremix zu spielen. Wenn es nicht um die Geschichte geht, dann zeigt spannende Charaktere in dem abstrusen Setting und gebt Gas. Deshalb gilt eigentlich nur: bewusst entscheiden und dann der Entscheidung folgen.
Die Berlinale beginnt, Zeit wieder auf die visuelle Welt der Plakate zu blicken.
Das Hauptmotiv stammt wieder von der Agentur Boros, nun schon das vierte Jahr in Folge. Nachdem im letzten Jahr fast ein Clon des Vorgängerjahres zu sehen war, ist diesmal zumindest wieder etwas Schöpfungshöhe erkennbar. Das Bärensignet tritt nun in einer größeren Menge auf. Die Wirkung erinnert mich sehr an Anti-Grafitty-Polster der BVG. Also zumindest etwas Urbanes also.
Das Forum kommt sehr arty daher, fast geneigt bin ich auf den Hipster-Poster-Generator zu verweisen. Gefällt mir trotzdem. Talents kommt im Cowboy-gewand und beweißt ebenso mehr gestalterischen Charakter für die jungen Wilden.
Und hier findet ihr die ausführliche Historie alter Berlinale-Poster mit sehr viel Bildmaterial.
Nächsten Freitag darf ich eine Improtraingsgruppe bei ihrem ersten Auftritt begleiten und mitspielen. Da freu ich mich schon drauf. Ich bin sehr gedpannt suf die Energie und das kribbeln. Und ich weiß, das sie gut aussehen werden, dafür sorgen wir schon.
Ich kann mich nur an Teile meiner ersten Show erinnern. Krass aufgeregt und wuselig war das auch nach ein paar längeren Kursen im Zebranotheater. Volle Hütte und die Zuschauer waren unsere Bekannten. Und hinterher war es ein anhaltendes Hochgefühl. Und 50% der Improbandenspieler stammen aus dieser Gruppe.
Ratschläge für die 1. Show brauchts nicht. Irgendwann muß da jeder durch. Kein Alkohol vor der Show wäre vielleicht das einzige - das gilt aber bei mir für alle Shows.
Das Thema Angebote ist ein viel diskutiertes. Schon allein bei der Begriffsdefinition geht es los. Um es einfach zu halten bezeichne ich damit die erste Handlung bis hin zum ersten Satz eines Spielers. In den USA wird auch an einigen Schulen der Begriff Gift - also Geschenk - an Stelle von Offer verwendet. Ein/e Spieler/in schenkt ein erstes Szenenstückchen ihrer/m Mitspieler/in. Und im Grunde ist bei konsequentem Yes, And jeder Satz ein Geschenk, deshalb grenze ich das mit dem initial auf Szenenanfänge ein.
Interessant dabei, das es scheinbar zwei Schulen gibt, die oft als zwei Gegensätze dargestellt werden: Die Verfechter des offenen Angebots und die des definierenden Angebots. Stark definierend meint dabei eine klare Festlegung von einem oder mehreren Parametern wie Ort, Beziehung, Emotion, Handlung [1] - und zwar oftmals verbal. Ein offenes Angebot ist dagegen in vielen Bereichen unbestimmt - scheinbar. [2] Denn ein starkes offenes Angebot ist nichts weiter als das verbale durch Zeigen zu verlagern. Die/der Mitspieler/in ist gezwungen, genauer zu schauen, was denn da noch alles an Emotion oder Haltung nonverbal mitschwingt. Es schafft dadurch sowohl überraschende Wendungen wie auch ein echteres Spiel.
Beide Formen eines Angebotes haben ihre Stärken. Das hängt zum einen von der Form ab. In kurzen Freeze-Szenen ist allein der Schnelligkeit geschuldet Klarheit, gern auch verbal beinahe ein muss. Ist mehr Zeit, können beide Varianten schön sein. Schnell Fahrt in eine szenische Richtung aufnehmen mittels Holzhammer: "Captain, das Schiff brennt" - führt leicht dazu, das nun eine hektische Löschszene folgt. Das Angebot annehmen und auf eine Beziehungsebene kommen ist dann der weitere Schritt "Erster Offizier, ich bin stolz mit ihnen unterzugehen." Ein offenes oder in der Extremform als blind bezeichnete Angebot "Schau mal was ich hier habe!" kann im körperlich gespielten Kontext stark sein, oder eben auch unglaublich neutral. Dann erhöht sich der Druck und die Verantwortung auf die/den Mitspieler/in, das Angebot entsprechend zu lesen und in den Details eine Inspiration zu finden. Hattet ihr ein starkes Angebot im Kopf, wird es eure Körperlichkeit zeigen, hattet ihr selbst keine innere Haltung dazu, wird sie auch schwer sichtbar sein.
Ich solltet euch ebenso sicher sein, das euer/eure Mitspieler/in die Zeit hat, das auf der Bühne auch wahrzunehmen und vielleicht generell die Fähigkeiten schon ausgeprägt hat, mit so leisen Angeboten umzugehen. Helft ihr/ihm möglichst schnell, wenn ihr ebenso Ratlosigkeit wahrnehmt. Macht eure/euren Mitspieler/in zur wichtigesten Person für euch und lasst sie/ihn erstrahlen. Und das fängt mit einem starken Angebot an, der das YES, And ... möglichst einfach macht.
[1] siehe Improwiki: Angebot
[2] siehe Fokus des Monats Januar: Angebote
Nach der ersten kompletten lyrischen Woche habe ich etwas geschwächelt. Nun also Woche III, um jeden Tag etwas Lyrik zu erschaffen.
Die lyrischen Aufgaben, von Thomas Jäkel erdacht, sind:
Mo: Clerihew
Di: Terzine
Mi: Sonett (abba – abba – cdc – dcd)
Do: Ode
Fr: Clerihew
Sa: Terzine
So: Sonett (abba – abba – cdc – dcd)
Montag:
Als Improdenker riesig groß,
das ist Del Close.
Die Langform erfand der Guru,
in der spielt immer ein Känguru.
Dienstag:
Ich hätte gern nen richt'gen Robot,
der sieht und hört und läuft und spricht.
Wir köchten was zusammen, leckeres Kompott.
Nur zu ackern wär nicht seine Pflicht,
auch Freizeit soll der Robi haben.
Vielleicht mag er ein Terzine-Gedicht.
Wenn er etwas hilft wären es Zugaben.
Ich freu mich schon wenn er was macht.
Will mich nicht auf seine Kosten laben.
Ich frage mich was er tut zur Nacht.
Denn schlafen muss er nicht wie wir.
Wenns ihm gefällt er sein Zuhaus bewacht.